Eine echte Institution im Herzen Höxters wird in diesem Jahr 175 Jahre alt: Das evangelische St.- Petri-Stift mit seinen verschiedenen diakonischen Einrichtungen feiert Geburtstag und will dieses geschichtsträchtige Jubiläum mit Leben füllen. Zwei Tage, Mittwoch, 16. August, und Donnerstag, 17. August, stehen mit einem unterhaltsamen Programm im Mittelpunkt der Feierlichkeiten, zu denen jene Menschen eingeladen sind, die sich dem St.-Petri-Stift verbunden fühlen und ihm nahestehen.
Was sich heute als modernes und innovatives Dienstleistungszentrum mit insgesamt 240 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Bereich der diakonischen Arbeit in Höxter präsentiert, hatte vor 175 Jahre ganz bescheidene Anfänge. Damals in den Wirren der Märzrevolution 1848 bestimmten massive politische, gesellschaftliche Umbrüche jene Zeit, in denen nicht alle Menschen von den Veränderungen der Industrialisierung profitierten. Unter sozialer Not, Armut und Verelendung litten ein Großteil der Bevölkerung, nicht nur in den Städten, sondern auch im ländlichen Raum.
Ein engagierter junger Mann der Kirche stellte sich aus tiefster christlicher Überzeugung den Herausforderungen der Zeit: Konrad Beckhaus (1821-1890), Pfarrer der St. Kilianikirche und späterer Superintendent des Kirchenkreises Paderborn, legte gemeinsam mit anderen tatkräftigen Bürgern der Stadt den Grundstein für die heutigen diakonischen Aufgaben des St. Petri-Stifts. Inmitten der Diaspora des Kirchenkreises Paderborn (8000 Evangelische lebten damals verstreut unter 180.000 Katholiken in der Region) hatte Konrad Beckhaus mit seinem „Verein für Innere Mission“ und der neugegründeten „Evangelischen Erziehungsanstalt“ nicht nur die evangelische Gemeinde gestärkt und gefördert, sondern auch ein fruchtbares Feld bereitet, das den Worten der christlichen Nächstenliebe ganz gezielt Taten folgen ließ.
So konzentrierten sich die facettenreichen Aktivitäten mit Hilfe von vielen herausragenden Persönlichkeiten in den nächsten Jahren auf Erziehungsarbeit von Kindern und Jugendlichen in verschiedenen Anstalten, Einrichtungen, Schulen und Heimen, verteilt in der Weserstadt. Mit dem „Wirtschaftswunder-Jahren“ in der Nachkriegszeit änderten sich schließlich die Ziele in der Familien-, Kinder- und Heimpädagogik zugunsten von Pflegestellen in Familien im Bereich der Jugendhilfe.
Deshalb wurden die diakonischen Aufgaben der Stiftung nach 125 Jahren neu gewichtet. Der Schwerpunkt verlagerte sich zunehmend auf qualifizierte und spezialisierte Hilfe in der Altenpflege sowie der Unterstützung von behinderten Menschen. 1979 nahm das neue Seniorenzentrum, das Konrad-Beckhaus-Heim, in der Rodewiekstraße seine Tätigkeit auf. Dort stehen heute 120 vollstationäre Plätze in elf Wohngruppen den älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die Hilfe und Betreuung im Alltag brauchen, zur Verfügung. Dazu kommen 77 altenbetreute Wohnungen. „Das ist heute eindeutig unser Flaggschiff“, das wir regelmäßig nach den neuesten Anforderungen für die Zukunft fit machen“, betont Dirk Timmermann, Vorstand des St. Petri-Stiftes.
Zu den weiteren diakonischen Domizilen des St. Petri-Stiftes gehören das 1989 eingerichtete Ludwig-Schloemann-Haus im Rohrweg 44, ein Wohnheim mit 43 Plätzen für erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung, sowie das Oskar-Grätz-Haus auf dem landschaftlichen Betrieb des Petrihofes.
Im ambulanten Bereich bereichert die Diakoniestation Wesertal gGmbH mit einem umfassenden Hilfsangebot in der Alten- und Krankenpflege das breite Spektrum des St. Petri-Stiftes. Beliebt ist ebenfalls der Service „Essen auf Rädern“. Im Konrad-Beckhaus-Heim versorgt die hauseigene Küche zusätzlich zu ihrer eigenen Bewohnerschaft mehr als 200 Kundinnen und Kunden in und um Höxter mit frisch zubereiteten, warmen Mahlzeiten.
Teilhabe am sozialen Leben wird von sämtlichen diakonischen Einrichtungen des St.-Petri-Stiftes großgeschrieben. Dabei geht es nicht nur um die vielfältigen Angebote, die den Alltag im Allgemeinen verschönern, sondern „die Wohn- und Lebensqualität der Hilfsbedürftigen zu steigern und die Eigenständigkeit soweit wie möglich zu erhalten“, verdeutlicht Clemens Brinkmann, Stiftungsratsvorsitzender. Das St.-Petri-Stift habe sich auf die Fahnen geschrieben, nicht nur auf einem hohen fachlichen Niveau zu pflegen und zu versorgen, sondern individuell auf die Menschen einzugehen.
Die unzähligen Bau- und Sanierungsmaßnahmen der vergangenen Jahre tragen zu diesem Ziel bei, so auch die verschiedenen Wohnformen. Neben einer Vielzahl an altenbetreuten Wohnmöglichkeiten (zum Beispiel „Altstadtresidenz am Wall“) will man auch die Möglichkeiten der Eingliederungshilfe weiterverfolgen, so mit dem neugeplanten Appartementhaus an der Bismarckstraße, in welchem Menschen mit Behinderung in 14 Appartements das eigenständige Wohnen und selbstbestimmte Leben trainieren können.
Durch die stetige Weiterentwicklung des breitgefächerten und differenzierten Angebots- und Leistungsspektrum in der Alten- und Behindertenhilfe hat das St.-Petri-Stift stets die Herausforderungen der Zeit angenommen, sich gewandelt und sich neu orientiert – zum Wohl der Menschen, die Hilfe, Unterstützung und liebevolle Zuwendung brauchen. Ganz im Sinne eines ganzheitlichen Betreuungskonzeptes – und das seit 175 Jahren.
Weitere Infos zum Jubiläum: St.-Petri-Stift Höxter, Verwaltung, Rodewiekstraße 26, Tel.: 05271/ 2303. Im Netz: www. evangelisches-st-petri-stift-hoexter.de