Ausstellung zeigt Ergebnisse | OWZ zum Sonntag

Veröffentlicht am 28.06.2022 09:46

Ausstellung zeigt Ergebnisse

Vom 10. Juli bis zum 21. August können Interessierte einen Blick in das Leben in der Warburger Börde vor rund 7.000 Jahren werfen. Unter Mitarbeit der archäologischen Außenstelle in Bielefeld des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) zeigt die Ausstellung im Museum im „Stern“ mit dem Titel „5.000 v. Chr. – Das Gräberfeld von Warburg-Hohenwepel“ einzigartige Fundstücke, die die Ausgrabungen der LWL-Archäologie zwischen 2011 und 2018 erbracht haben. „Die Grabungen am Gräberfeld Hohenwepel beschäftigen uns schon eine ganze Weile. Es ist toll zu sehen, dass unsere Ergebnisse nun für alle Interessierten spannend aufbereitet werden und die Öffentlichkeit an ihnen teilhaben kann“, freut sich Prof. Dr. Michael M. Rind, Landesarchäologe Westfalens und Direktor der LWL-Archäologie. Schließlich sei es das erste Gräberfeld dieser besonderen jungsteinzeitlichen Kultur in Westfalen, der Fundplatz daher etwas ganz besonderes, so Rind weiter.

Vor 7.000 Jahren erreichte eine neue Lebens- und Wirtschaftsweise Mitteleuropa, weiß LWL-Archäologe Dr. Hans-Otto Pollmann: „Nicht mehr die Jagd auf Wildtiere, Fische und das Sammeln von Wildfrüchten bestimmte das Leben der Menschen. Ackerbau und Viehzucht, die Herstellung von Keramikgefäßen, Steinbeilen und die dauerhafte Niederlassung in dorfartigen Siedlungen begann das Leben der Menschen zu prägen.“ Diese neue Lebensweise wurde von Einwanderenden aus Südosteuropa bis in die Warburger Börde gebracht. Diese Kulturgruppe früher Bauern werden von Fachleuten aufgrund der typischen Verzierung ihrer der Gefäße als Menschen der Bandkeramik bezeichnet.

Im Rahmen einer Prospektion im Jahr 2011 wurde bei Hohenwepel ein Gräberfeld durch das Team der Außenstelle Bielefeld entdeckt. In den nächsten sieben Jahren gruben Experten der LWL-Archäologie es fast vollständig aus. Es ist das erste bekannte Gräberfeld dieser frühen Bauerkultur in Westfalen und umfasst 134 Gräber mit zahlreichen Beigaben. Hier wurden die Bewohner der jungsteinzeitlichen Siedlung Großeneder bestattet. Ausgewertet wird das Großprojekt durch den Ausgräber Dr. Hans-Otto Pollmann: „Die mehr als 10 Hektar große Siedlung von Großeneder zu beiden Seiten des Ederbaches war für die Menschen der Bandkeramik für etwa 400 Jahre eine der zentralen Siedlungen in der Warburger Börde.“ Hier kamen die Menschen in Kontakt und in Austausch mit der einheimischen Bevölkerung der mittelsteinzeitlichen Jäger und Sammler, so Pollmann weiter. Die Ausgrabungen in der Siedlung geben Auskunft über das Alltagsleben der frühen Bauern und Viehzüchter. Doch in ihre Glaubenswelten und Jenseitsvorstellungen erhalten die Forscher erst dank der Ausgrabungen des Gräberfeldes Hohenwepel tiefere Einblicke.

„Die Ausstellung über das Gräberfeld von Hohenwepel ist ein Ausstellungshighlight in 2022 für das Museum im Stern“, sagt Museumsleiter Dr. Alexander Schwerdtfeger-Klaus. „Erstmals werden die Funde und aktuellen Forschungsergebnisse der Grabungen präsentiert. Das Gräberfeld, das in Westfalen bislang einzigartig ist, verdeutlicht noch einmal eindrucksvoll die starken Einflüsse der bandkeramischen Kultur in der Warburger Börde“. Die umfangreichen Ergebnisse der Auswertung der Funde durch LWL-Archäologe Pollmann werden vom 10. Juli an in einer Ausstellung im Museum im Stern der Öffentlichkeit präsentiert. Zahlreiche Fundstücke wie Gefäße, Beile, Pfeilspitzen und andere Beigaben veranschaulichen das Leben und den Tod der Menschen dieser Kultur. Ein Vortrag von LWL-Archäologe Dr. Pollmann am Sonntag (17. Juli) im Warburger Museum wird in Bildern und Rekonstruktionen das Leben dieser frühen Bauernkultur näher beleuchten. Auf die zugehörige Doppelsiedlung von Großeneder wird Dr. Fritz Jürgens von der Christian-Albrechts-Universität Kiel in einem weiteren Vortrag (20. August) eingehen. Die Ausstellung wird am 10. Juli um 11 Uhr im Museum im Stern eröffnet. Das Museum im Stern ist täglich außer montags zwischen 14.30 und 17 Uhr geöffnet.

north