Der „Apfelpfarrer“ auf der Kinoleinwand | OWZ zum Sonntag

Veröffentlicht am 13.05.2025 14:56

Der „Apfelpfarrer“ auf der Kinoleinwand

Filmkomponist Rüdiger Gleisberg (rechts) und Kinobetreiber Elina und Thomas Wirth. (Foto: Doris Dietrich)
Filmkomponist Rüdiger Gleisberg (rechts) und Kinobetreiber Elina und Thomas Wirth. (Foto: Doris Dietrich)
Filmkomponist Rüdiger Gleisberg (rechts) und Kinobetreiber Elina und Thomas Wirth. (Foto: Doris Dietrich)
Filmkomponist Rüdiger Gleisberg (rechts) und Kinobetreiber Elina und Thomas Wirth. (Foto: Doris Dietrich)
Filmkomponist Rüdiger Gleisberg (rechts) und Kinobetreiber Elina und Thomas Wirth. (Foto: Doris Dietrich)

Am 8. Mai – dem 80. Jahrestag des Kriegsendes – zeigte das Kino Bad Driburg den eindrucksvollen Dokumentarfilm „Ein stummer Hund will ich nicht sein“ von Drehbuchautor, Regisseur und Produzent Walter Steffen.

Zur Einstimmung auf den Abend luden die Kinobetreiber Elina und Thomas Wirth die Besucher zu einem Glas Apfelsaft ein – eine symbolische Geste in Erinnerung an Aigners bedeutendste Leidenschaft: die Apfelzucht.

Als besonderer Gast war der Künstler Rüdiger Gleisberg aus Neuenheerse anwesend, der gemeinsam mit seiner Familie zur Vorführung angereist war. Gleisberg komponierte die Filmmusik und führte das Publikum mit persönlichen Worten in den Abend ein. „In vielen deutschen Kinos werden heute thematisch passende Filme gezeigt“, betonte er. „Es war eine spannende Herausforderung für mich, den Bildern musikalisch Emotionen zu verleihen.“

Im Zentrum des Films steht das Schicksal des katholischen Priesters Korbinian Aigner, der das Konzentrationslager Dachau überlebte. Der Film erzählt sein Leben in einer Mischung aus historischen Aufnahmen, Spielszenen und animierten Sequenzen. Aigners Leidenschaft galt der Züchtung neuer Apfelsorten – selbst in der Gefangenschaft. So entwickelte er heimlich unter unmenschlichen Bedingungen neue Sorten, darunter den später weltweit als Erinnerungsbaum gepflanzten „Korbinians-Apfel“ (ursprünglich: KZ 3).

Eine Besucherin fasste ihre Eindrücke nach der Vorstellung so zusammen: „Es war wirklich ein besonderer Film zu einem besonderen Tag. Der Film macht Hoffnung. Schön, dass Herr Gleisberg persönlich hier war – danke für diesen gelungenen Kinoabend.“

Wer den Film sehen möchte, hat nochmals Gelegenheit: Am Mittwoch, dem 14. Mai, wird „Ein stummer Hund will ich nicht sein“ um 17 Uhr erneut im Kino Bad Driburg gezeigt.

Infobox

Korbinian Aigner (1885–1966) war ein deutscher katholischer Priester, Pomologe (Obstkundler) und Künstler. Er ist besonders für seine detaillierten Apfel- und Birnenzeichnungen bekannt, die er unter schwierigen Bedingungen – teils sogar im Konzentrationslager – anfertigte. Sein Leben und Werk verbinden auf einzigartige Weise Naturkunde, Glaube und Widerstand gegen den Nationalsozialismus.

Geburt und Ausbildung: Geboren 1885 in Hohenpolding (Oberbayern), wurde Aigner katholischer Priester und entwickelte früh eine Leidenschaft für Obstbau und -zucht.

Pomologie: Aigner war ein autodidaktischer Experte für Obstsorten, vor allem Äpfel. Er dokumentierte systematisch Hunderte Sorten in präzisen Aquarellen, mit wissenschaftlichem Anspruch.

Widerstand gegen den Nationalsozialismus: Aigner lehnte die Ideologie der Nazis ab und kritisierte Hitler offen in Predigten. 1939 wurde er deshalb verhaftet und später in das KZ Dachau deportiert.

Arbeit im KZ: Auch im Lager engagierte er sich im Gartenbau und züchtete dort eine neue Apfelsorte, die später als „Korbinian-Apfel” (KZ-3) bekannt wurde.

Nach dem Krieg: Nach 1945 arbeitete er weiterhin als Priester und Obstkundler. Seine Zeichnungen blieben lange unbekannt, wurden aber später als bedeutende Zeugnisse wissenschaftlicher und künstlerischer Qualität wiederentdeckt.

Heute gilt Aigner als beeindruckende Figur an der Schnittstelle von Wissenschaft, Glaube, Kunst und politischem Mut. Seine Apfelzeichnungen sind u. a. in der Sammlung des Haus der Kunst in München zu sehen und wurden auf der documenta 13 (2012) international gewürdigt.

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