Fleisch vom Heckrind aus dem Solling zum Staatsbankett für König Charles III. im Schloss Bellevue | OWZ zum Sonntag

Veröffentlicht am 06.04.2023 09:22

Fleisch vom Heckrind aus dem Solling zum Staatsbankett für König Charles III. im Schloss Bellevue

Auerochse und Kuh im Hutewald. (Foto: Naturpark Solling-Vogler)
Auerochse und Kuh im Hutewald. (Foto: Naturpark Solling-Vogler)
Auerochse und Kuh im Hutewald. (Foto: Naturpark Solling-Vogler)
Auerochse und Kuh im Hutewald. (Foto: Naturpark Solling-Vogler)
Auerochse und Kuh im Hutewald. (Foto: Naturpark Solling-Vogler)

Zu Ehren des Staatsbesuches von König Charles III. und seiner Frau Camilla fand Ende März im Schloss Bellevue ein Staatsbankett mit 130 geladenen Gästen statt. Lange war das Vier-Gänge-Menü wie ein Staatsgeheimnis gehütet worden. Nur wenigen Personen waren die Zutaten im Vorfeld bekannt; dabei war auch der Naturpark Solling-Vogler als Lieferant für das benötigte Fleisch vom Heckrind aus dem „Hutewald Solling“ der Niedersächsischen Landesforsten. Schon Wochen vor dem Staatsbesuch wurde der Kontakt vom Küchenchef des Bundespräsidialamtes, Jan-Göran Barth aus Berlin, zum Naturpark Solling-Vogler hergestellt. Schnell konnte in Rücksprache mit der Landschlachterei Schafft aus Bodenfelde abgeklärt werden, welche Teilstücke nach Berlin sollen und auf welchem Wege diese geliefert werden können. Um eine ausreichende Fleischreifezeit gewähren zu können, wurde Anfang März ein Heckrind im Hutewald bei Nienover geschossen und in die Landschlachterei verbracht, dort weiterverarbeitet, drei Wochen zur Fleischreife gekühlt abgelagert, anschließend küchenfertig zerlegt und mit einem Kühltransportunternehmen zum Schloss Bellevue geliefert.

Dort wurde das Fleisch in verschiedenen Varianten weiterverarbeitet. Es gab Rindfleischsuppe aus Knochen und Mark sowie Rouladen, Sülze oder Hackfleisch zur Füllung der Teigtaschen. Küchenchef Jan-Göran Barth legte bei dem gesamten Menü besonderen Wert auf die Nachhaltigkeit und Regionalität der Produkte und lobte als Mitglied der Slow-Food Bewegung die eigentlich typische dunkle Farbe, kräftige Aromatik und Zartheit des Heckrindfleisches. Diese Merkmale bestätigen für Barth die nachhaltige Haltungsform und stressfreie Schlachtung der Tiere.

Die Heckrinder, eine Rückzüchtung des im 17. Jahrhundert ausgestorbenen Ur-Rindes, dem Auerochsen, leben im „Hutewald Solling“ der Niedersächsischen Landesforsten zusammen mit Ponys der Rasse Exmoor. Dort leisten sie durch ihren Verbiss und Tritt besonders wertvolle Naturschutzarbeit und sorgen so für eine große Artenvielfalt in Flora und Fauna. Dem Naturpark Solling-Vogler, der im Auftrag der Niedersächsischen Landesforsten für die Beweidung dieser historischen Hutewaldrelikte auf 230 ha zuständig ist, gehören diese Tiere. Die Rinder und Ponys leben ganzjährig im Freien auf der Fläche, ernähren sich ausschließlich vom Aufwuchs des Weiderasens, den Knospen, Blättern und Früchten der Sträucher und Bäume. Nur im Winter wird zusätzlich Heu aus der Region als Futter angeboten. Dieses abwechslungsreiche, artenreiche und ursprüngliche Futterangebot sorgt für ein langsames Wachsen der Tiere, was sich sehr positiv auf die Fleischstruktur auswirkt. Durch die extensive Wald-Weidehaltung ohne Zusatz von Kraftfutter ergibt sich eine besondere Fleischqualität. Überzählige Tiere aus der natürlichen Vermehrung der Exmoorponys werden an andere Beweidungsprojekte und private Ponyhalter abgegeben. Die überzähligen Heckrinder werden ebenfalls lebend vermarktet oder geschlachtet. Auch hier geht der Naturpark Solling-Vogler besondere Wege. Es wird die „Teilmobile Schlachtung“ durchgeführt, d.h. die Tiere werden stressfrei in ihrer gewohnten Umgebung mit dem Kugelschuss auf den Kopf getötet Anschließend wird das getötete Rind mit einem dafür zugelassenen Transportanhänger zur Weiterverarbeitung zu einer nahen Schlachtstätte gebracht.

Wer sich die Tiere in halbwilder Haltung ansehen möchte, ist jederzeit herzlich willkommen im Projektgebiet im Reiherbachtal bei Nienover. Dort gibt es die Möglichkeit, auf verschiedenen Rundwegen die Projektfläche zu durchwandern. Zahlreiche Info-Tafeln erläutern dabei die Projektziele und das natürliche Verhalten der Rinder und Ponys kann im Wald erlebt werden. Neben dem Hutewaldprojekt ist der Naturpark Solling-Vogler mit seinem Team auch für das Flächen- und Tiermanagement auf den Flächen der Weidegenossenschaft Weideland eG zuständig. Die Weideland eG betreibt auf ihren Flächen, welche über den gesamten Sollingraum verteilt sind, ebenfalls extensive ganzjährige Weidehaltung mit ihren Heckrindern, Galloways und Exmoorponys und trägt somit zum Erhalt der sehr wertvollen und zu schützenden Sollingwiesentäler bei.

Wer ebenfalls Interesse an dem besonderen Genuss des cholesterinarmen Fleisches der Heckrinder hat, welches auch mit dem Qualitätssiegel „Echt Solling-Vogler-Region“ ausgezeichnet ist, darf sich gerne beim Naturpark Solling-Vogler unter Tel. 05536-1313 melden oder sich auf unserer Webseite unter www.naturpark-solling-vogler.de informieren. Durch den Verzehr des Fleisches tragen Sie zum Erhalt dieses einzigartigen Beweidungsprojektes bei.

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