Mit Herz und Zeit: Hospizdienst Hofgeismar sucht neue Ehrenamtliche | OWZ zum Sonntag

Veröffentlicht am 15.11.2025 00:00

Mit Herz und Zeit: Hospizdienst Hofgeismar sucht neue Ehrenamtliche

Wenn eine schwere Erkrankung den Alltag auf den Kopf stellt, braucht es Menschen, die zuhören, da sind, aushalten. Seit 1999 begleitet der ambulante Hospizdienst Hofgeismar des Diakonischen Werks Region Kassel schwerstkranke und sterbende Menschen im gesamten Altkreis – zu Hause, im Pflegeheim oder im Krankenhaus. Die Koordinatorinnen Dorothea Gebauer und Silvia Frei und rund 30 Ehrenamtliche schenken Betroffenen und Angehörigen Zeit, Präsenz und Orientierung. „Von Mensch zu Mensch – das ist der Kern“, sagt Silvia Frei. Medizinische Aufgaben übernehmen sie nicht, im Mittelpunkt steht das Leben bis zuletzt.

Was heißt begleiten? Häufig gehört dazu, gemeinsam Fotos anzusehen, Musik zu hören, Spiele zu spielen, miteinander zu schweigen oder einfach die Hand zu halten. „Der Tod ist selten das bestimmende Thema“, erklärt Begleiterin Andrea Herwig. „Menschen erzählen von Urlauben, Kindern, Hoffnungen – vom Leben.“ Gleichzeitig sei Offenheit wichtig: „Manchmal sprechen sie mit uns über Dinge, die sie der Familie nicht sagen wollen.“

Sie alle handeln aus der Überzeugung, dass Leben bis zuletzt zählt (von links): Silvia Frei (Koordinatorin), Karin Patschke, Dorothea Gebauer (Koordinatorin), Ingo Scheimann, Andrea Herwig, Monika Hegner, Magdalena Schwarz und Tina Hirsch. (Foto: Stefan Bönning)
Sie alle handeln aus der Überzeugung, dass Leben bis zuletzt zählt (von links): Silvia Frei (Koordinatorin), Karin Patschke, Dorothea Gebauer (Koordinatorin), Ingo Scheimann, Andrea Herwig, Monika Hegner, Magdalena Schwarz und Tina Hirsch. (Foto: Stefan Bönning)
Sie alle handeln aus der Überzeugung, dass Leben bis zuletzt zählt (von links): Silvia Frei (Koordinatorin), Karin Patschke, Dorothea Gebauer (Koordinatorin), Ingo Scheimann, Andrea Herwig, Monika Hegner, Magdalena Schwarz und Tina Hirsch. (Foto: Stefan Bönning)

Die Motive der Ehrenamtlichen sind vielfältig. Magdalena Schwarz etwa wechselte vom Kinderhospizdienst zur Begleitung Erwachsener: „Ich wollte wissen: Kann ich das? Auf menschlicher Ebene da sein? Ja – ich kann. Und die Zeit vergeht wie im Flug.“ Für Karin Patschke entstand der Entschluss nach dem Tod ihres Mannes: „Mir wurde die Endlichkeit bewusst. Die Aufgabe erdet. Sterbende haben oft eine Klarheit, eine Ruhe – das beeindruckt.“ Angehörige schätzten zudem die Entlastung, sagt sie: „Zuhören ist das Wichtigste.“

Ingo Scheimann betont die Professionalität im Hintergrund: „Wir sind empathisch, aber nicht persönlich betroffen. Unsere monatlichen Treffen sind ein geschützter Raum, um Erfahrungen zu teilen und auch mal etwas loszuwerden.“ Die Zugehörigkeit zur Gruppe empfindet auch Tina Hirsch als wertvoll: „Man lernt, sicher zu begleiten. Und man holt das Thema Sterben zurück in die Familien. Das macht dem Leben Ehre.“

Die Begleitungen können wenige Wochen dauern, oder viele Monate. Damit die Arbeit auch in Zukunft zuverlässig gelingt, braucht der Dienst einen größeren Kreis an Ehrenamtlichen. Ein pflegerischer Hintergrund ist nicht nötig, wichtig sind Empathie und Stabilität. Ein sechsmonatiger Vorbereitungskurs – alle zwei Wochen, ergänzt durch drei Blocktage – bereitet umfassend vor: Gesprächsführung, Umgang mit Grenzen, Grundwissen zu palliativen Themen, persönliche Reflexion. „Der Kurs verpflichtet nicht zur späteren Mitarbeit“, betont die Koordinatorin Dorothea Gebauer. „Aber wer sich entscheidet, übernimmt Verantwortung und erfährt nicht selten eine große Dankbarkeit und erfüllte Momente.“

Der Hospizdienst Hofgeismar sucht Menschen, die Zeit schenken möchten – Frauen und ausdrücklich auch Männer. Für die Freiwilligen gibt es Austausch, Supervision, gute Begleitung durch die beiden Koordinatorinnen und eine starke Gemeinschaft. Begleiterin Monika Hegner bringt abschließend auf den Punkt, was sie alle eint: Die Überzeugung, dass Leben bis zuletzt zählt.

Das Diakonische Werk Region Kassel ist ein Zweckverband der Kirchenkreise Kaufungen, Kassel und Hofgeismar-Wolfhagen. Es unterhält in Stadt und Landkreis Kassel zahlreiche Beratungsangebote, Treffpunkte und ambulante Dienste. Über 200 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie rund 380 Ehrenamtliche engagieren sich hier zum Wohle der Menschen in Stadt und Landkreis.

Hintergrund

Hospizdienst Hofgeismar „In guter Hand“

Begleitung für schwerkranke und sterbende Menschen sowie ihre Angehörigen – zu Hause, im Pflegeheim oder Krankenhaus.
• kostenfrei, konfessionsunabhängig
• im gesamten Altkreis Hofgeismar
• Schweigepflicht und fachliche Begleitung

Gesucht: Ehrenamtliche Hospizbegleiter*innen
• Vorbereitungskurs ab Frühjahr 2026
• Dauer: ca. 6 Monate
• Treffen: alle 2 Wochen (2,5 Std.) + 3 Samstage
• keine fachliche Vorbildung nötig
• Empathie, Verlässlichkeit und psychische Stabilität wichtig

Ein neuer Vorbereitungskurs beginnt im Frühjahr 2026 - Interessierte können sich gern zeitnah melden bei:
Diakonisches Werk Region Kassel
Hospizdienst Hofgeismar
Neue Straße 7–9, 34369 Hofgeismar
Telefon: 05671-500551
E-Mail: hospizdienst.hofgeismar@dw-region-kassel.de

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