Höxter hat seinen eigenen Indiana Jones – an heißen Sommertagen gerne auch mit Hut: Ralf Mahytka ist Stadtarchäologe und hat gerade im Archäologiepark eine ganz neue, spannende Grabung angelegt. An Aktionstagen lädt er Besucher sogar zum Mitgraben ein – das erste Mal am 18. Juli um 15 Uhr.
Erste Kellermauern sind schon sichtbar. Sie gehören zu einem Haus, das an der mittelalterlichen Handelsstraße Hellweg stand. Was war das mal für ein Gebäude - damals, als die Stadt Corvey 1265 von den Nachbarn aus Höxter und dem Paderborner Bischof zerstört und niedergebrannt wurde? Dieses Geheimnis will Mahytka in diesem Sommer lüften – und lässt sich dabei von den Parkbesuchern assistieren.
Er will dort weitergraben, wo Professor Hans-Georg Stephan vor Jahrzehnten aufgehört hatte, der sich viel mit der großen Stadtwüstung nahe Höxter beschäftigt hat. „Wir wollen die Altflächen von Stephan erweitern. Wo er damals nur Bereiche angeschnitten hat, ganze Grundrisse bekommen“, erläutert Mahytka.
Der Keller, der hier aus der Erde lugt, gehörte zu einem richtig großen Haus für mittelalterliche Verhältnisse. Es stand direkt an der Hauptstraße, mitten in der City also. „Der Keller unter dem Hinterhaus hier ist sicher neun mal vier Meter groß. Da lebte vielleicht ein wohlhabender Kaufmann“, mutmaßt Mahytka. Es gibt aber auch noch eine andere Theorie, genährt von der seltsamen Rundung, die Stephan vor über 30 Jahren teilweise freigelegt hat. „Vielleicht eine Apsis, dann wäre das hier etwas ganz anderes, nämlich eine Kapelle.“ Oder es ist eine abgerundete Kellertreppe. Ob Profan- oder Sakralbau, Mahytka wird der Sache auf den Grund gehen.
Allzu tief darf er allerdings nicht graben. „Heute belässt man die Befunde am liebsten dort wo sie sind, geschützt im Erdreich, und erkundet sie mit modernen Methoden wie Radar oder Magnetik.“ Die Grabung im Archäologiepark ist also schon eine Besonderheit. Und noch besonderer ist die Tatsache, dass hier Besucher nach Voranmeldung mitbuddeln dürfen.
So wie bei der ersten Live-Grabung am Haus des Corveyer Metzgers, die mittlerweile wieder zugeschüttet wurde. Sandsteinmauern sollen diesen Keller bald an der Oberfläche nachzeichnen. Graben mit dem Archäologen, eine etwas andere Aktion für die Sommerferien. Anmeldungen sind per Mail an huxarium-gartenpark@hoexter.de möglich. Die Teilnahme ist kostenlos, die Plätze allerdings begrenzt. Grabungsaktionen finden einmal im Monat statt und sind nur bei trockener Witterung möglich. Auf Anfrage können auch Gruppen wie Schulklassen im Rahmen des Bunten Klassenzimmers Termine vereinbaren.
Auch sonst ist der Archäologiepark ein Erlebnis, lässt er doch die Gebäude der untergegangenen Stadt mit Augmented Reality auf dem Tablet oder dem Handy wieder auferstehen. Es gibt am großen Spielplatz einen archäologischen Sandkasten, wo die Kleinen Nachbildungen von echten Funden ausgraben können. Ganz neu ist ein Rundgang, der auf 16 großen Tafeln entlang des Holzstegs über die Stadt Corvey als Boom-Town des Mittelalters und die Arbeit der Archäologen informiert.
Auch ökologisch hat der naturnahe Park im Weserbogen einiges zu bieten. Mit Glück erspähen Kinder die geselligen Mehl- und Rauchschwalben, die um den großen Kletterturm segeln. Wo die Fledermäuse im Winter sind, kann man auf einer Schautafel nachlesen und dass Schleiergesellschaften nichts mit Hochzeiten zu tun haben. Die Archäologiepark-Gäste erfahren viel Wissenswertes, zum Beispiel warum Weiden nasse Füße und Wildbienen die kahle Steilwand mögen oder warum Streuobstwiesen 5.000 verschiedene Tier- und Pflanzenarten beherbergen können. Passend dazu gibt es auch eine Nistkasten-Rallye.
Jetzt gibt es auch die Möglichkeit, im Archäologiepark Feierlichkeiten zu veranstalten. Die beiden großen Stohboid-Zelte können ab sofort für je 70 Euro angemietet werden. „Das ist eine tolle, ungewöhnliche Location im Grünen mit großen Aufenthaltsbereichen draußen“, sagt Madita Alberding, Geschäftsführerin im Huxarium Gartenpark. Pro Zelt finden 25 bis 70 Gäste Platz, für das Catering, Getränke und Deko sorgen die Gastgeber selbst.
Bei den Kindergeburtstagen kann man aus verschiedenen Paketen das passende Angebot auswählen: Fantasievolle Miniaturgärten, kunstvoller Schmuck wie im Mittelalter oder selbst gestaltete Ritterschilde. „Bei uns nehmen das Geburtstagskind und seine kleinen Gäste nicht nur schöne Erinnerungen, sondern auch Selbstgemachtes mit nach Hause“, so Gizem Cevik vom Huxarium. Der Pauschalpreis für bis zu 15 Kinder ab fünf Jahren beträgt 120 Euro (Material, Betreuung und Eintritt sind inklusive). Kuchen, Snacks und Getränke können gerne mitgebracht werden. „Picknicken ist bei uns ausdrücklich erwünscht und der Archäologiepark mit den vielen kindgerechten Angeboten macht den Tag perfekt.“
Zum Saisonstart hielten auch einige Shona-Art-Skulpturen von Künstlern aus Simbabwe Einzug im Archäologiepark. Lipperland Alpaka aus Bad Salzuflen hat dem Huxarium Gartenpark drei Störche, einen Pfau und ein Alpaka aus Recycling-Materialien leihweise zur Verfügung gestellt.
Erwachsene zahlen 3 Euro Eintritt für den Archäologiepark, Kinder bis 18 Jahren sind frei.