Nachhaltige Waldplanung im Staatswald Hochstift | OWZ zum Sonntag

Veröffentlicht am 28.11.2023 09:12

Nachhaltige Waldplanung im Staatswald Hochstift

Die teilnehmenden amtlichen wie ehrenamtlichen Naturschützerinnen und Naturschützer des Informationstermines. (Foto: Roland Schockemöhle, Wald und Holz NRW)
Die teilnehmenden amtlichen wie ehrenamtlichen Naturschützerinnen und Naturschützer des Informationstermines. (Foto: Roland Schockemöhle, Wald und Holz NRW)
Die teilnehmenden amtlichen wie ehrenamtlichen Naturschützerinnen und Naturschützer des Informationstermines. (Foto: Roland Schockemöhle, Wald und Holz NRW)
Die teilnehmenden amtlichen wie ehrenamtlichen Naturschützerinnen und Naturschützer des Informationstermines. (Foto: Roland Schockemöhle, Wald und Holz NRW)
Die teilnehmenden amtlichen wie ehrenamtlichen Naturschützerinnen und Naturschützer des Informationstermines. (Foto: Roland Schockemöhle, Wald und Holz NRW)

Die nachhaltige Bewirtschaftung des landeseigenen Waldes (auch Staatswald genannt) im Hochstift wird seit beinahe 200 Jahren dokumentiert. Es wird also nicht mehr Holz eingeschlagen, als nachwächst. Wie aber wird diese nachhaltige Holznutzung überprüft? Grundlage ist die so genannte Forsteinrichtung, die seit den 1830er Jahren regelmäßig und lückenlos alle 10 Jahre im landeseigen Wald im Hochstift stattfindet. Basis ist eine Inventur: Welche Bäume stehen dort, wie alt sind sie, wie dick? Wieviel Holz wächst jährlich zu? An fast 6.000 dauerhaft festgelegten Punkten wird der Wald genau vermessen.

Aus den gesammelten Daten der Inventur kann dann errechnet werden, wieviel Holz in den kommenden zehn Jahren voraussichtlich nachwächst und wo wie viel davon nachhaltig genutzt werden kann. Diese Informationen werden sind in einem umfassenden Bericht, dem Forsteinrichtungswerk, festgehalten. Matthias Berndt, Fachgebietsleiter für Staatswald im Regionalforstamt Hochstift: „Interessant ist, dass sich die Forsteinrichtungs-Methodik und die Datenerhebung im Laufe der Jahrhunderte gewandelt hat. Ging es früher in erster Linie um die Holznutzung, enthalten heutige Forsteinrichtungswerke umfassende Informationen, die sich neben der Nutzfunktion vor allem auch auf die ökologischen Funktionen des Waldes beziehen.”

Das gerade fertig gestellte Forsteinrichtungswerk für den 26.000 Hektar umfassenden Staatswald im Hochstift ist kürzlich den Naturschutzverbänden und den Biologischen- und Landschafts-Stationen sowie den Vertretungen des amtlichen Naturschutzes der Kreise und Bezirksregierung vorgestellt worden. Neben den Mitarbeitenden des Regionalforstamtes Hochstift stellte der von Wald und Holz NRW beauftragte Ersteller des Forsteinrichtungswerkes, Thomas Oppermann von der Firma „Deutsche Forstberatung”, die Ergebnisse vor. „Nach knapp zwei Jahren Bearbeitungsdauer kann ich die umfassenden Ergebnisse präsentieren. Die Walddaten wurden mit der völlig neuen – und im NRW-Wald für die Waldplanung erstmals in dieser Form großflächig angewandten Inventurmethode – ermittelt. So sind die Auswertungen nicht nur statistisch abgesichert, sondern erlauben in 10 Jahren auch einen detaillierten Vergleich der Waldentwicklung,” freut sich Oppermann.

Frank Grawe, Wissenschaftlicher Leiter der Landschaftsstation im Kreis Höxter zeigte sich erfreut: „Ich bin beeindruckt, mit welchem Engagement und auf welch großem Flächenanteil das Regionalforstamt auf seinen Waldflächen Naturschutz betreibt. Dies gilt bei weitem nicht nur für die bestehenden Schutzgebiete, sondern erfreulicherweise für die gesamte Flächenkulisse. Die Ausweisung zahlreicher, der Natur überlassener Bereiche auf geeigneten Teilflächen, die Förderung von Totholz und die insgesamt praktizierte nachhaltige Nutzung des Waldes mit Augenmaß unter Berücksichtigung der zahlreichen ökologischen Belange sind aktiver Naturschutz!” Auch Harald Gläser, Vorsitzender des NABU Kreisverbandes Höxter, sieht das neue Forsteinrichtungswerk positiv: „Aus Sicht des ehrenamtlichen Naturschutzes freuen wir uns in besonderem Maße über die sich stetig steigernde Wertschätzung und Beachtung der Leistungen für den Natur- und Artenschutz des Waldes beim alltäglichen forstlichen Handeln. Im Rahmen der Vorstellung des neuen Forsteinrichtungswerks wurde deutlich, dass neben der reinen Holzproduktion gleichwertig auch Ziele zur Steigerung der Biodiversität und eine Zunahme der Ökosystemleistungen im Hochstift-Staatswald fest verankert wurden. Dadurch erwarten wir eine zukunftsorientierte fortwährende Lebensraumoptimierung. Es ist schön zu sehen, wie qualifizierte Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung in das Werk eingeflossen sind.” Franz-Josef Mattenklodt von der Gemeinschaft für Naturschutz im Bürener Land e.V. schloss sich dem positiven Votum an: „Die vielen kleinen und größeren Alt- und Totholzinseln auf der gesamten Waldfläche sind wirksame Trittsteinbiotope und daher aus Sicht von Flora und Fauna äußerst sinnvoll.“

Das Ergebnis: 80 % der Wälder bestehen aus Laubwald, 20 % aus Nadelwald. Hauptbaumart im Hochstift ist und bleibt die Buche, die beinahe 50 % der Waldfläche ausmacht. War vor 10 Jahren noch die Fichte mit fast einem Drittel der Waldfläche vertreten, tritt sie nun deutlich in den Hintergrund. Dafür ist die Eiche nun die zweithäufigste Baumart mit immerhin 11 % der Waldfläche. Eine Flächenbilanz zeigt, dass heute rund 12 % des Waldes von der Holznutzung ausgenommen ist. Diese Waldflächen sind gesetzlich geschützt als Wildnisentwicklungsgebiete und Naturwaldzellen. Weitere 49 % sind so genannter „Sonderwirtschaftswald”, also Wälder, die als Flora-Fauna-Habitat-Flächen (FFH) und Waldnaturschutzgebiete ausgewiesen sind. Dieser Sonderwirtschaftswald zeichnet sich dadurch aus, dass nur für 70 % des Holzzuwachses eine Nutzung vorgesehen ist. Hier wird auf großer Waldfläche Alt- und Totholz dazukommen. Die Waldwege, Wiesen und Holzlagerplätze werden im ausführlichen Kartenwerk, dass zur Forsteinrichtung gehört, erfasst. Hinsichtlich der Nutzungsplanung geht der Hiebssatz im Vergleich zur vorhergehenden 10-Jahres-Periode deutlich zurück, so sollen jährlich etwa 95.000 Festmeter eingeschlagen werden. Somit wird deutlich Vorrat aufgebaut, denn der jährliche Zuwachs liegt bei etwa 185.000 Festmeter pro Jahr: Eine umfassende Nachhaltigkeit ist also gewährleistet.

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