Pläne zur Fortführung des Krankenhauses müssen aufgegeben werden | OWZ zum Sonntag

Veröffentlicht am 22.11.2023 15:05

Pläne zur Fortführung des Krankenhauses müssen aufgegeben werden

Der Kreistags- und Stadtratsbeschluss von vor anderthalb Wochen hatte ein klein wenig Hoffnung gemacht, doch die mittlerweile eingetretenen Realitäten lassen keine andere Wahl. Das sich in vorläufiger Insolvenz befindliche Holzmindener Krankenhaus muss komplett geschlossen werden, der ursprüngliche Plan von Stadt und Landkreis, gemeinsam einen Rumpfbetrieb mit rund 40 Betten am Leben zu erhalten, hat sich als nicht realisierbar herausgestellt, da die personellen Voraussetzungen hierfür nicht mehr vorhanden waren. Um zumindest die ambulanten Strukturen der medizinischen Versorgung im Umfeld des Hauses aufrechtzuerhalten, sollen zumindest die Medizinischen Versorgungszentren erhalten bleiben.

Es sei personell eine Situation eingetreten, die die Weiterführung des Krankenhausbetriebes unmöglich gemacht hätte. „In den entscheidenden Schlüsselpositionen hat eine Erosion von Mitarbeitenden eingesetzt, die sich nicht mehr kompensieren lässt. Zudem haben sich zuvor noch nicht bekannte rechtliche, strukturelle und finanzielle Aspekte ergeben, die zumindest für die nächsten Jahre ein unkalkulierbares Risiko dargestellt hätten“.

„Wir haben in den letzten Tagen fieberhaft daran gearbeitet, alle Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass der Kreistags- bzw. Stadtratsbeschluss umgesetzt werden kann“, gaben Landrat Michael Schünemann, die Erste Kreisrätin Sarah Humburg und Alena Friese, Allgemeine Vertretung des Holzmindener Bürgermeisters Christian Belke bei einer Pressekonferenz zu Protokoll. Ein wesentlicher Bestandteil des Beschlusses von vor anderthalb Wochen sei jedoch gewesen, dass eine Beratungsfirma vorab die Zahlen, Daten und Fakten des geplanten Restrukturierungsprozesses genauer auf Herz und Nieren prüfen sollte. „Das hat sie getan und dabei festgestellt, dass die rechtlichen, finanziellen und strukturellen Voraussetzungen nicht mehr dem entsprechen, was wir und die Politik vor dem Beschluss angenommen haben“, stellte Michael Schünemann fest. Perspektivisch sei deshalb mittelfristig kein ausgeglichenes Betriebsergebnis möglich.

„Genau das aber ist die zwingende Voraussetzung dafür, dass wir einen professionellen Betreiber für den Betrieb hätten finden können“, führte Schünemann weiter aus. Ohne einen solchen externen Betreiber sei eine Weiterführung für Stadt und Landkreis nicht denkbar, so der Landrat, schließlich bedürfe es eines speziellen Know Hows, was das Krankenhausmanagement betrifft.

Landrat und Bürgermeister sind sich einig darin, dass die gesamtpolitische Wetterlage, auch auf Bundes- und Landesebene eine wesentliche Mitschuld daran trägt, dass das Krankenhaus in Holzminden nicht gerettet werden konnte. Die zahlreichen gleichzeitig auftretenden Krisen und Unsicherheiten aufgrund gesundheitspolitischer Entscheidungen der letzten Jahre hätten dazu geführt, dass die Krankenhäuser im ländlichen Raum immer geringere Überlebenschancen hätten. „Es scheint momentan fast unmöglich, finanziell in Schieflage geratene Kliniken wieder auf einen sicheren Kurs zu bringen. Hier können die Kommunen allein nicht die in etlichen Kliniken feststellbaren Defizite kompensieren“.

„Wir haben versucht, zu retten, was zu retten ist, um hier in Holzminden die Basis für eine künftige positivere Strukturentwicklung in der medizinischen Grundversorgung aufrechtzuerhalten. Dazu sind wir vollständig an die finanzielle Schmerzgrenze gegangen. Jeder Invest darüber hinaus wäre nicht mehr zu verantworten“.

Somit sollen zumindest die Medizinischen Versorgungszentren erhalten bleiben, deren Wegfall auch nicht kalkulierbare Auswirkungen für die niedergelassenen Ärzte in der Region gehabt hätten. Auch hier habe die Beratungsfirma nach Prüfung der Zahlen kurzfristig zwar keine Wende in der negativen Ergebnisentwicklung prognostiziert. Allerdings sei das Haushaltsrisiko in dieser Variante noch beherrschbar. Das hat die Politik schließlich überzeugt.

Mit dem Erhalt der MVZ´s lässt sich auf eine funktionierende Infrastruktur - Technik, Personal und Management - bauen, die zu einer ambulanten medizinischen Grundversorgung in Stadt und Landkreis weiter positiv beitragen kann. Eine Insolvenz der MVZ´s würde eine Abmeldung bei der KVN bedeuten und eine Neuausschreibung müsste erfolgen. Darüber hinaus ginge schon vorhandene Technik und Material verloren und müsste bei einem Wiederaufbau zeit- und kostenintensiv neu beschafft werden.

„Über diesen Schritt haben Christian Belke und ich lange und intensiv nachgedacht“ ,so Schünemann. „Die Entscheidung ist uns ebenso wenig leichtgefallen wie der Politik.“ Ihre Gedanken seien bei den noch verbliebenen Mitarbeitenden, die in den letzten Wochen einem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt gewesen seien.

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