Wenn das evangelische St.-Petri-Stift am Mittwoch, 16. August, seinen 175. Geburtstag feiert, dann verzaubern sie mit sanften Klängen: Mit einem schwungvollen irischen Lied wollen die Damen der „Harfen-Gruppe“ aus dem Konrad-Beckhaus-Heim am Jubiläums-Nachmittag für eindrucksvolle musikalische Momente sorgen.
Unter der Leitung von Sozialpädagogin Dagmar Geck vom Sozialen Dienst widmen sich Gisela Schodrowski, Helga Baumgardt und Elfriede Grabowsky, alle drei langjährige Bewohnerinnen des Seniorenzentrums, mit viel Elan und Leidenschaft einem besonderen Instrument – der Veeh-Harfe. Allerdings ist dieses Saitenzupfinstrument keine übliche Harfe, sondern erinnert eher an eine Zither, die oft auf dem Tisch liegend gespielt wird.
Erfunden wurde die Harfe Ende der 1980er-Jahre vom Landwirt Hermann Veeh aus dem fränkischen Gülchsheim. Er hatte das Zupfinstrument und die entsprechende Notenschrift eigens für seinen mit dem Down-Syndrom geborenen Sohn Andreas entwickelt, der so die Möglichkeit hatte, bei der Hausmusik in der Familie mitzumachen. Und noch heute ist die Veeh-Harfe (die Bezeichnung ist eine registrierte Handelsmarke) wegen ihrer einfachen Handhabung sehr beliebt –besonders bei Menschen, die kaum Vorkenntnisse besitzen und trotzdem Musik machen möchten.
Diese Art der „musikalischen Späterziehung“ kommt deutschlandweit gut an. So auch bei den Bewohnerinnen des Konrad-Beckhaus-Heimes in Höxter, die sich jede Woche darauf freuen, wieder mit der Gruppe zu musizieren und neue Stücke einzuüben. „Das macht uns richtig glücklich“, sagt die 87-jährige Gisela Schodrowski, die wie alle anderen auch, bereits seit vielen Jahren mit der Veeh-Harfe spielt. Auch Helga Baumgardt (79) hatte zuvor keine Ahnung von der Musik mit der Veeh-Harfe. „Doch gerade das Zusammenspiel mit den anderen bringt Spaß und Lebensfreude“, sagt die ehemalige Gemeindeschwester, die sich in ihrem Domizil im Konrad-Beckhaus-Heim pudelwohl fühlt. „Ich habe noch keinen Tag bereut, den ich hier bin.“
Die 90-jährige Elfriede Grabowsky hatte zwar als Kind das Flötenspiel erlernt, doch die Veeh-Harfe war auch für sie etwas ganz Neues. „Ich finde es schön, auch im Alter noch etwas zu lernen und so wunderbare Melodien spielen zu können“, schwärmt sie. „Die Musik tut der Seele einfach gut.“ Und selbst wenn man mal einen Tag nicht so gut drauf sei: „Man kommt in die Gruppe, spielt und fühlt sich gleich besser“, bestätigt Gisela Schodrowski.
Dass die Musik Glücksgefühle weckt und gute Stimmungen überträgt und eigentlich das ganze Immunsystem besser in Schwung bringt, ist ein sehr positiver Effekt für die Gruppe im Konrad-Beckhaus-Heim. Ein weiterer: „Das schnelle Erfolgserlebnis ohne Frustration“, sagt Gruppenleiterin und Sozialpädagogin Dagmar Geck. „Man braucht bei der Veeh-Harfe keine Notenkenntnisse, denn mit Hilfe spezieller Spielvorlagen, die einem man unter die Saiten des Instrumentes legt, kann man die Melodien mit den Fingern spielen“, so erklärt Dagmar Geck, die sich freut, dass das Musizieren mit Gleichgesinnten so großen Anklang findet. Die Resonanz war so gut, dass gleich eine zweite „Harfen-Gruppe“ ins Leben gerufen werden konnte.
Die Forschungen haben bereits herausgefunden: Durch das intensive Spielen mit der Veeh-Harfe werden Konzentration, Gedächtnis, Ausdauer, Feinmotorik geschult – ein wunderbares Rundum-Training gerade für ältere Menschen.
Und was die Musikauswahl angeht, haben sich die Höxteraner Damen quer durch die Stilrichtungen richtig „hochgearbeitet“. Neben einfachen Volksweisen trauen sich die Harfenspielerinnen auch an anspruchsvolle Choräle und klassische Stücke. „Da sind dann auch einmal Stücke von Mozart und Händel mit von der Partie, das ist schon aufwendiger“, erzählt Helga Baumgardt nicht ohne Stolz.
Und die Gruppe hat mit ihrer Leiterin Dagmar Geck ein kleines, aber feines Programm unter dem Titel „Very British“ zusammengestellt. Ein berühmter Titel daraus, den die Damen auch gern spielen, ist „Land of Hope and Glory“, die bekannte englische Hymne von Edward Elgar. Aber auch irische Volkslieder stehen bei der Musikgruppe hoch im Kurs.
Nun stehen die Damen am Mittwoch, 16. August, während der Jubiläumsfeier nicht zum ersten Mal im Fokus der Öffentlichkeit. Denn in den letzten Jahren hatten sie immer wieder umjubelte Auftritte in anderen diakonischen Einrichtungen. Die Veeh-Harfengruppe ist nur eine von vielen Aktivitäten, die im Konrad-Beckhaus-Heim angeboten wird.
Neben Gymnastik über ganzheitliches Gedächtnistraining reicht die Angebotspalette bis hin zu mehrstimmigem Singen im Chor, progressiver Muskelentspannung, Kegeln sowie auch zu zahlreichen Ausflügen über die Landesgartenschau Höxter – mit Hilfe des individuellen Begleitdienstes. Auch Spontanveranstaltungen sind jederzeit möglich. „Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, unsere Bewohnerinnen und Bewohner am aktiven Leben im Alltag richtig teilhaben zu lassen“, beschreibt Berno Schlanstedt, langjähriger Leiter des Konrad-Beckhaus-Heimes. Das Konzept kommt an, und so schwärmt Harfenspielerin Gisela Schodrowski: „Ich habe richtig erlebnisreiche Tage, und ich genieße das Leben.“
Gemeinsam mit rund 200 geladenen Gästen feiert der Vorstand und der Stiftungsrat sowie alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Mittwoch, dem 16. August, ab 15 Uhr, das große Jubiläum im Konrad-Beckhaus-Heim. Neben Gottesdienst, Sektempfang und Begrüßung ist ein kleiner Einblick in die Geschichte der evangelischen Stiftung geplant. Außerdem werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geehrt, zudem findet um 17 Uhr noch ein Grillfest mit den Bewohnerinnen und Bewohnern im Innenhof statt. Zünftig gegrillt wird ebenfalls am Donnerstag, dem 17. August, um 16.30 Uhr, mit den Bewohnern und Angehörigen des Ludwig-Schloemann-Hauses.
St.-Petri-Stift Höxter, Verwaltung, Rodewiekstraße 26, Tel.: 05271/ 2303. Im Netz: www. evangelisches-st-petri-stift-hoexter.de.