Die Hansestadt Warburg setzt ein starkes Zeichen für Demokratie, Toleranz und gesellschaftlichen Zusammenhalt: Im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ wurden in dieser Woche Förderbescheide an fünf lokale Vereine und Initiativen übergeben, die sich mit kreativen und mutigen Projekten für ein lebendiges Miteinander einsetzen. Insgesamt wurde eine Fördersumme von rund 23.000 Euro bewilligt.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung im Gebäude der Stadtverwaltung standen die Projektvorstellungen der beteiligten Akteurinnen und Akteure. Joanna Peine und Semira Klenk, bei der Stadt Warburg für das Projekt verantwortlich, moderierten die Übergabe. Klenk lobte die „tollen Projekte“, die teils ungewöhnliche Wege beschreiten, um Menschen für demokratische Werte zu sensibilisieren.
Mit Musik Brücken bauen möchte die Musikschule Warburg. Sie veranstaltet vom Mitte August eine internationale Musikwoche unter dem Titel „Musik aus aller Welt“. Kinder erhalten die Möglichkeit, Musik aus verschiedenen Ländern kennenzulernen – unter anderem mit Kulturpreisträger Aeham Ahmad. Ziel ist es, Vielfalt als Bereicherung zu erleben.
Wie tief Vorurteile sitzen können, nimmt sich der Verein „Zweite Heimat“ zum Thema. In der Workshopreihe „Wie rassistisch bin ich wirklich?“ setzt sich der Verein kritisch mit Rassismus, Zugehörigkeit und demokratischem Zusammenleben auseinander. Die Reihe umfasst unter anderem Seminare mit externen Experten, Lesungen und kreative Formate wie Ausstellungen oder das Trainingskonzept „Betzavta“, das demokratische Aushandlungsprozesse erfahrbar machen soll.
Ein ungewöhnlich deutlicher Beitrag kommt aus dem ländlichen Raum: Die Karnevalsgesellschaft Rot-Weiss und der Schützenverein Ossendorf nutzt das Ossendorfer Dorfjubiläum für das Projekt „Demokratie zeigen – Vielfalt stärken“. Banner mit Statements gegen Rassismus und für demokratische Werte umrahmen dabei das Festgelände. „Dass man sich das auch erst einmal trauen muss“, betonte Semira Klenk mit Blick auf das ländlich-konservativ geprägte Umfeld. Die Botschaften sollen über das Fest hinaus, etwa bei der Oktoberwoche, sichtbar bleiben.
Historisch und bewegend ist das Vorhaben des Museumsvereins Warburg e.V.. Mit dem Projekt „Ein unerwartetes (und unbequemes) Erbe für Warburg“ werden Briefe des jüdischen Ehepaars Reinsberg aus der NS-Zeit aufgearbeitet und erstmals öffentlich zugänglich gemacht. Die Briefe an die, in die USA geflüchtete, Tochter dokumentieren eindrucksvoll den Alltag unter dem Nazi-Regime. Eine Ausstellung mit Begleitprogramm ist für Herbst geplant.
Mit einem besonderen Mix aus Kultur und politischer Bildung überraschte die Initiative Erd-Charta unter dem Dach der „Ökumenische Initiative Eine Welt“: Das Format „Biergarten meets Demokratie“ lockte Ende Juni zahlreiche Besucher in den Warburger Brauerei-Biergarten. Neben Musik, Diskussionen und einem Auftritt von Aeham Ahmad wurde auch ein documenta-Kunstwerk präsentiert. Eine aus Indonesien stammende Musik-Mitmachaktion mit Dachziegeln und Stöcken machte Demokratie im besten Sinne erfahrbar: niedrigschwellig und gemeinschaftlich.
Bürgermeister Tobias Scherf würdigte die Vielfalt und Qualität der Projekte: „Diese Initiativen tragen Demokratie mitten in die Gesellschaft – nicht nur in die Stadt, sondern auch in die Dörfer. Sie sprechen Menschen an, die wir sonst kaum erreichen. Es sind bunte, mutige Projekte, die aktuelle Themen aufgreifen und auch den Blick zurück in unsere Geschichte nicht scheuen.“ Scherf berichtete, dass auch schulische Projekte in geförderte wurden: „Denn Demokratiebildung sei eine dauerhafte Aufgabe.“