Die Ausstellung im Historischen Rathaus Höxter zur Schlacht am Brunsberg ist offiziell eröffnet. Unter den ersten Gästen sind Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling und Alexander Arens von der LWL-Kulturstiftung.
Ab auf den Drehstuhl, Headset aufsetzen und rein ins Frühmittelalter. Die Ausstellung „Schlacht am Brunsberg – Aufbruch in eine neue Zeit” in Höxter macht die Zeit der Sachsenkriege mit Virtual Reality erlebbar. Die Besucher reisen tatsächlich digital mitten in die Schlacht, die im Jahr 775 am Brunsberg bei Godelheim tobte. Karl der Große triumphierte über die Sachsen und konnte mit seinem Heer über die Weser setzen. An einer anderen Erlebnisstation erleben die Gäste, wie Franken und Sachsen über Bestattungsriten streiten. „Man wird tatsächlich Teil der Szenerie, kann sich umsehen und den Gesprächen lauschen”, erklärt Fernando Norpoth von NUSEC XR aus Beverungen. Seine 3-D-Artists haben die digitalen Räume und Charaktere geschaffen.
Der Einsatz von Virtual Reality in diesem musealen Kontext ist innovativ. „Es warten einzigartige Begegnungen mit computeranimierten Figuren, die sehr detailgetreu gekleidet und ausgerüstet sind – vom Lederschuh bis zu Lanzenspitze”, verspricht Georg Eggenstein von Eggenstein-Expo aus Dortmund. Die Ausstellungsbesucher begegnen berittenen Kämpfern und treten mit ihnen in Kontakt. Die Ausstellungsmacher haben sich bewusst für einen fast comicartigen Stil entschieden, um die tatsächlich ja sehr blutigen Sachsenkriege kind- und familiengerecht darstellen zu können.
In eine anderen Hinsicht ist die Ausstellung ebenfalls ungewöhnlich: Hier ist Anfassen tatsächlich erlaubt. Fachleute haben Kleidung, Waffen, Ausrüstung und Schmuck des Frühmittelalters nach aktuellem Forschungsstand rekonstruiert. „Dadurch wird Geschichte buchstäblich mit den Händen greifbar und beim Ausstellungsbesuch werden alle Sinne angesprochen”, so Georg Eggenstein weiter. „Unsere großen und kleinen Gäste bekommen einen unmittelbaren Eindruck, wie unsere Vorfahren vor 1250 Jahren gelebt haben und wie die Eroberung und Christianisierung durch die Franken unsere Region geprägt hat”, sagt Stadtarchivar Michael Koch. Auch die Gründung Klosters Corvey, des heutigen Welterbes, gehe auf eine Idee Karls des Großen zurück.
Zu sehen sind aber auch „echte” archäologische Funde, zum Beispiel Orakelstäbchen aus der Zeit, als die Sachsen noch an den einäugigen Gott Odin glaubten. „Sie treffen auf Zeugnisse aus dem frühchristlichen Höxter, zum Beispiel ein Webgewicht oder Fibeln zum Verschließen von Kleidern mit Kreuzverzierung”, sagt Stadtarchäologe Ralf Mahytka. Ein Schädel mit einer tödlichen Verletzung durch einen Schwerthieb macht die Brutalität der jahrzehntelangen Auseinandersetzungen zwischen Sachsen und Franken deutlich. Schwerter der Zeit wie die Spatha oder der Sax können angeschaut und als Nachbildung in die Hand genommen werden.
Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling machte sich bei der Eröffnung ein Bild von der Ausstellung: „Seit 1250 Jahren bildet Westfalen einen starken Landesteil. Auch in Ostwestfalen-Lippe zeugen zahlreiche Orte von der bewegten Geschichte. Das innovative Konzept der Ausstellung bringt das Historische in unsere Gegenwart und macht die Ereignisse erlebbar.”
Gefördert wird die Ausstellung von der LWL-Kulturstiftung im Rahmen des Kulturprogramms zum Jubiläumsjahr 2025 „1250 Jahre Westfalen”. Schirmherr des Kulturprogramms ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. „Wir unterstützen die Ausstellung sehr gerne, denn sie ist ein bedeutender Baustein in unserem Kulturprogramm zum Jubiläum. Sie bildet einen Brückenschlag zu unserer Sonderausstellung ´775 – Westfalen', die am 15. Mai im Beisein von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im LWL-Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn eröffnet wird”, sagt Alexander Arens, Kuratoriumsmitglied der LWLKulturstiftung.
„Geschichte lebendig zu machen – das gelingt dieser Ausstellung auf faszinierende Weise. Sie verknüpft modernste Technik mit fundierter Forschung und macht deutlich, wie tief die Wurzeln unserer Region in den großen Umbrüchen des Frühmittelalters liegen. Wer hier eintritt, taucht nicht nur in die Vergangenheit ein – er erlebt sie hautnah”, so Höxters Bürgermeister Daniel Hartmann.
Ein Spektakel zur Ausstellungseröffnung war der Besuch von Karl dem Großen (Markus Zwittmeier) in prachtvollem königlichen Gewand. An einem Wochenende in den Sommerferien (19. und 20. Juli) kommen noch einmal frühmittelalterlich gewandete Reenactment-Darsteller in die Ausstellung, darunter die Dame von Bergkamen. Sally Schönekess ist von Kopf bis Fuß ausstaffiert wie ein reiche Sächsin vor 1.250 Jahren und kann zeigen, wie damals Tuch gesponnen, gewebt und gefärbt wurde.
Schon am Dienstag, 13. Mai, startet auch das umfangreiche Rahmenprogramm zur Ausstellung mit der Lesung „Das Sachsenkloster” mit Hubertus Grimm (19 Uhr, Ratssaal, Eintritt frei). Hubertus Grimm liest aus seinem Roman „Das Sachsenkloster”. Der Beverunger erzählt darin das Schicksal einer Familie, die in den Wirren der Sachsenkriege getrennt wird.
In dem Buch spielen die Gründung des Klosters Corvey, aber auch die Orte Godelheim, Herstelle und Paderborn eine Rolle. Hubertus Grimm ist Bürgermeister in Beverungen. Als Autor hat er bereits mehrere Bücher geschrieben, darunter zwei historische Romane.
Für Kinder wird zur Ausstellung eine Rallye angeboten, bei der die kleinen Besucher spannende Fragen zur immersiven Schau beantworten können. Die begleitenden museumspädagogischen Kreativ-Angebote sind eine ideale Ergänzung für Schulklassen, Gruppen und Individualbesucher. Zum Beispiel können Kinder Rundschilde und Fimo-Ketten in Anlehnung an frühmittelalterliche Vorbilder in der Ausstellung basteln und mit einer Kalligrafin in der Lettering-Technik in Schönschrift Postkarten gestalten. „Die Ausstellung zur Schlacht am Brunsberg ist also ein Erlebnis für alle Altersgruppen, besonders gut eignet sie sich für Kinder ab 10 Jahren”, erläutert Madita Alberding, Geschäftsführerin im Huxarium Gartenpark.
Die immersive Schau ist bis zum 19. Oktober in der Markthalle des Historischen Höxteraner Rathauses zu sehen – direkt am Bahnhaltepunkt und am Weser-Radweg. Der Eintritt kostet für Erwachsene 5 Euro, ermäßigt 3 Euro (zum Beispiel für Kinder ab 10 Jahren). Geöffnet ist die Ausstellung täglich außer montags von 13 bis 18 Uhr, für Gruppen auf Anfrage auch vormittags.