Magische Erzählungen im Hasenholz | OWZ zum Sonntag

Veröffentlicht am 05.07.2023 14:38

Magische Erzählungen im Hasenholz

Für ein Feuerwerk sorgt die Freilichtbühne nicht nur auf emotionaler Ebene. (Foto: Marc Otto)
Für ein Feuerwerk sorgt die Freilichtbühne nicht nur auf emotionaler Ebene. (Foto: Marc Otto)
Für ein Feuerwerk sorgt die Freilichtbühne nicht nur auf emotionaler Ebene. (Foto: Marc Otto)
Für ein Feuerwerk sorgt die Freilichtbühne nicht nur auf emotionaler Ebene. (Foto: Marc Otto)
Für ein Feuerwerk sorgt die Freilichtbühne nicht nur auf emotionaler Ebene. (Foto: Marc Otto)

In die wunderlich-wunderbare Welt des Edward Bloom entführte die Freilichtbühne Bökendorf: Vor vollem Haus präsentierten die Akteure das Musical „Big Fish“.

Während die Vorlage des Kinderstücks, „Die unendliche Geschichte“, zweifelsohne vielen Zuschauern schon im Vorfeld aus Buch und Fernsehen bekannt ist, dürfte dies beim Erwachsenenstück weniger der Fall sein. Die Geschichte um eine sehr spezielle Vater-Sohn-Beziehung traf in der Premiere dennoch mit gewohnt spielerischer Leichtigkeit genau ins Herz der Zuschauer. Der Abend bot auf, was sich der Stammgast der Freilichtbühne stets erhofft: Leidenschaftlich spielende Akteure, Humor und Gefühl, mitreißende Musik und starke Tanz-Choreographien, gern auch in der großen Masse. Ein 40-köpfiges Ensemble in mitunter bunten Kostümierungen erweckt „Big Fish“ zum Leben.

Wenn Edward Bloom seinem Sohn von der Welt erzählt, ist der Papa stets der Held. Er reist weit herum, bewahrt die Stadt vor einem Riesen und freundet sich gar mit ihm an, eine Nixe brachte ihm einst das Schwimmen bei – oder gab ihm seinen ersten Kuss, es muss wohl eins von beidem sein, und eine Hexe sagte ihm einst seinen Tod voraus. Wie dieser aussähe, verrät Edward nie; es würde die Überraschung verderben. Dabei ist dies nicht Fantasien, wohlgemerkt, sondern Alabama.

Seinem Sohn Will, dem Kindesalter entwachsen und auf dem Wege, selbst Vater zu werden, ist der alte Herr inzwischen eher peinlich. Will steht mit beiden Beinen fest auf der Erde, während Edward eher mit dem Kopf in den Wolken weilt – und etwa auf der Hochzeit des Sohnemanns für Stimmung sorgt, obwohl ihm Will zuvor eingeschärft hatte: „Keine Geschichten, Dad, keine Anekdoten.“ Der Vater, eine unkontrollierte Naturgewalt. Spannend für ein Kind, eher zum Fremdschämen für den Aufgewachsenen. Frustrierend gar, denn während Will auf die Wahrheit drängt, weicht Edward doch stets aus. Selbst als Will auf Ungereimtheiten stößt, auf unerzählte Geschichten, und Antworten verlangt. Wo liegt die pure Wahrheit am Grunde aller fantastischen Erzählungen? Was ist so wichtig an ihr, wenn man stattdessen eine magische Geschichte bekommt? Währenddessen rückt die Prophezeiung der Hexe näher.

Bei „Big Fish” geht es gern heiter, aber auch tragisch zu. Die Geschichte entfaltet sich über zwei Zeitebenen hinweg, mit je einem älteren und einem jüngeren Vater-Sohn-Gespann. Mitunter spielt sich eine wilde Story direkt vor den Augen der Figuren ab. Klar, dass die Akteure der Freilichtbühne diese Erzählweise wunderbar in Szene zu setzen verstehen. Ausgefallene Wege der Schauspielkunst sind hier nicht fremd, für die Zuschauer aber natürlich immer wieder ein Erlebnis, mit Standing Ovations zum Schluss als Selbstverständlichkeit.

Der Theatersommer in Bökendorf: einmal mehr eine handverlesene Empfehlung.

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