Offener Brief zur Schließung der Poller Filiale der VR-Bank | OWZ zum Sonntag

Veröffentlicht am 27.10.2025 11:46

Offener Brief zur Schließung der Poller Filiale der VR-Bank

Sehr geehrter Herr Groeneveld,
sehr geehrter Herr Nowak,
mit Verblüffung haben wir erfahren, dass die Geschäftsstelle in Polle ersatzlos geschlossen wird und künftig die Hauptgeschäftsstelle in Hehlen zuständig sein soll. Die Begründung, die Geschäftsstelle sei zu wenig frequentiert, kann ich nicht nachvollziehen. Jedes Mal, wenn ich zu einer persönlichen Beratung in der Geschäftsstelle war, war mindestens eine weitere Person anzutreffen.

Sie wollen die vertrauten Mitarbeiterinnen nach Hehlen versetzen. Für die Kunden ist es eine Zumutung, nach Hehlen zu fahren, wenn man auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist. Gerade im ländlichen Bereich ist der ÖPNV nicht so ausgebaut wie in Ballungsräumen. Nach Hehlen muss man teilweise in Bodenwerder umsteigen! Und gerade dann, wenn man die Geschäftszeiten in Hehlen wahrnehmen will!

Eine weitere Zumutung ist es, die Mitglieder und andere Kunden zum Geldabheben an die Konkurrenz zu verweisen. Für die Sparkasse ist Polle nur ein SB-Standort auf Zeit. Die Wartung des Geldautomaten lässt sehr zu wünschen übrig. Mehrere Wochen ging die Tür zum Geldautomaten nicht zu, wiederholt war zu wenig Bargeld im Automaten und unter einem SB-Standort muss man mindestens seine Kontoauszüge ausdrucken lassen können. Das ist in Polle noch nicht einmal für Sparkassenkunden möglich! Und wenn auch noch die Volksbankkunden Geld abheben wollen, dann reichen die Geldvorräte des Automaten erst recht nicht!

Viele Sparkassenkunden, z.B. die Laienspielgruppe als Verein, mindestens 6 Vereinsmitglieder und auch meine Familie (4 Personen), sind nach der Schließung der Filiale der Sparkasse HamelnWeserbergland in Polle zur Volksbank Weserbergland gewechselt, um so für den Erhalt wenigstens einer Bank in Polle zu sorgen. Aber das scheint ein Irrtum gewesen zu sein! Wo sollen sich Geschäfte und Vereine mit Wechselgeld versorgen? Wo können Vereine, Geschäfte, Kirchen, die drei Fähren in Grave, Polle und Heinsen ihr Münzgeld einliefern? Haben sich die Planer Gedanken über die Auswirkung der Schließung einer Bankfiliale in einem Mittelzentrum gemacht?

Öffentlich-rechtliche Sparkassen und Genossenschaftsbanken haben auch eine größere soziale Verantwortung – im Gegensatz zu den Geschäftsbanken. Darum muss der Kontakt gerade mit den älteren Kundinnen und Kunden aufrechterhalten bleiben. Die Sparkassen sind bundesweit ein Negativbeispiel und arbeiten wie die Geschäftsbanken mit der Maßgabe der Gewinnmaximierung.

Die Sparkasse Hameln-Weserbergland ist ein gutes Beispiel. Die Amtssparkasse Polle ging bei der Bildung des Landkreises Hameln-Pyrmont in der Kreissparkasse Hameln-Pyrmont auf, dann hieß es Sparkasse Weserbergland und jetzt Sparkasse Hameln-Weserbergland. Jede Namenänderung hatte auch Auswirkungen anderer Art. Erst wurde ein Neubau errichtet, dann wurden die Geschäftszeiten eingeschränkt, dann das Gebäude verkauft und jetzt ist nur noch ein Geldautomat, der auch nicht immer funktioniert. Und wie lange die Zweigstelle in Bodenwerder noch geöffnet bleibt, ist fraglich. Die Geschäftszeiten dort sind mittlerweile auch stark eingeschränkt.

Die VR-Bank in Südniedersachsen könnte dagegenhalten und trotzdem Kosten einsparen. Wie wäre es mit einer Beschränkung der Öffnungszeiten auf montags und freitags (vor- oder nachmittags) mit nur einer Ansprechperson? Die Veranstaltungen und der stärkste Fährbetrieb ist am Wochenende. So könnte man die Einnahmen am Montag einliefern und am Freitag Wechselgeld für die Veranstaltungen abholen.

Oder wie wäre es, einen Bank Bus in die Orte fahren zu lassen, in dem man seine Bankgeschäfte erledigen kann? Die VerbundVolksbank OWL praktiziert es, die Volksbank im Münsterland, die Berliner Volksbank und die Volksbank Darmstadt Mainz auch.

Jetzt habe ich im Urlaub gesehen, wie die Volksbank Jever ihre Geschäftsstelle auf der Insel Wangerooge ganz ohne Personal betreibt: 2 Geldautomaten, 1 Kontoauszugdrucker, 1 Münzrollenausgabeautomat und eine Kabine, die der Bankkunde selbst öffnet und hinter verschlossener Tür alle anderen Bankgeschäfte erledigen kann (Videoschalte?).

Kurz und gut, es gibt gute Alternativen zu einer Komplettschließung. Und die Zuordnung zu Hehlen ist eine Entscheidung ohne Überlegung! Polle ist im ÖPNV besser an Holzminden angebunden, Polle ist mehr nach Holzminden ausgerichtet als nach Bodenwerder, sowohl verwaltungstechnisch als einkaufsmäßig! Daher wäre eine Zuordnung nach Holzminden schlüssiger.

Und nicht zu vergessen: Polle hatte bis 1966 eine eigene Volksbank. Die Verbundenheit der Poller mit der Volksbank ist historisch gewachsen. Sie haben damals die Verschmelzung mit der Volksbank Holzminden akzeptiert, die Umbenennung in Volksbank Weserbergland 1970 war auch schlüssig, ebenso wie die Fusion 2017 mit der VR-Bank in Südniedersachsen. Aber die ersatzlose Schließung der Geschäftsstelle Polle und Zuordnung nach Hehlen ist und bleibt unverständlich.

Mit freundlichen Grüßen
Gretel Heil
Vorsitzende der Laienspielgruppe Polle

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