Die traditionellen Vitusfeierlichkeiten am Sonntag, 15. Juni, knüpfen in besonderer Weise an die 1000-jährige monastische Geschichte des besonderen Glaubensortes und heutigen UNESCO-Weltkulturerbes Corvey an: Abt Dr. Cosmas Hoffman aus der Benediktinerabtei Königsmünster in Meschede hält die Festpredigt.
„Das Benediktinerkloster als eine Schule für den Dienst des Herrn, als Ort der Nachfolge Christi und Menschwerdung“: Das Leitwort der Festpredigt vermittelt einen Eindruck von den zentralen Aufgaben, die für frühere und bestehende benediktinische Gemeinschaften ein Kompass sind.
In der ehemaligen Reichsabtei am Weserstrand haben die Ordensmänner von der Gründung 822 an ein Jahrtausend lang beständig nach der Regel des heiligen Benedikt gelebt. Zum aktiven Kloster dieses Ordens, der Abtei Königsmünster, pflegt die Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus Corvey freundschaftliche Kontakte.
Die Verbundenheit nahm schon ihren Anfang, als ein gebürtiger Höxteraner in den Mescheder Konvent eintrat: Bruder Adelhard Gerke (1930 – 2017). Er blieb Corvey zeitlebens verbunden und forschte intensiv zum karolingischen Westwerk. Seine Erkenntnisse machte er in verschiedenen Publikationen der Öffentlichkeit zugänglich und gab seine Begeisterung aber gerne auch direkt weiter – an Generationen von Novizen, mit denen er Ausflüge nach Corvey unternahm.
Auf dem Friedhof neben der ehemaligen Abteikirche erinnert die Kirchengemeinde mit einer Gedenkstele in großer Dankbarkeit an Bruder Adelhard. Beim erzbistumsweiten Ordenstag im Rahmen des Corvey-Jubiläums besuchte Abt Cosmas im September 2023 diesen Gedenkort.
Zu der Zeit war er gerade erst in das Spitzenamt als Oberhaupt seines Klosters in Meschede gewählt worden und setzte beim Ordenstag sogleich ein Zeichen der Verbundenheit mit Corvey. Im Frühjahr 2025 hieß Abt Cosmas dann Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek, Kirchenvorstand Josef Kowalski, die Standortleitung für das karolingische Westwerk und die barocke Abteikirche, Annika Pröbe, und den Verwaltungsleiter des Pastoralverbundes Corvey, Marcus Beverungen, in der Abtei über der Stadt willkommen.
„Das Leitwort der Festpredigt nimmt Bezug auf das Vorwort der Benediktsregel, in dem der Ordensgründer am Ende erklärt, dass er ‚eine Schule für den Dienst des Herrn‘ einrichten will“, erläutert Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek. Auch in diesem Geist ziehen das ehemalige Kloster an der Weser und die bestehende Abtei im Sauerland in der Verkündigung des Glaubens zuversichtlich an einem Strang.
Dieses Signal wird auch vom Vitusfest in Corvey ausgehen. Das Pontifikalamt im Schlossgarten beginnt um 10 Uhr. Die Helferinnen und Helfer stellen ausreichend Stühle aus dem neuen Equipment-Anhänger des Pastoralverbundes für Freiluftgottesdienste auf. Die Prozession zum Dreizehnlindenkreuz mit Abschluss in der Kirche schließt sich an.
Der Kirchenchor Lüchtringen gestaltet die Heilige Messe und die Prozession musikalisch mit. „Wir erwarten Fahnen- und Schützenabordnungen“, berichtet PV-Verwaltungschef Marcus Beverungen. Mehr als 25 Ministranten sind dabei und unterstreichen die Festlichkeit des Gottesdienstes.
Im Angebot ist auch wieder die Kinderkirche für Mädchen und Jungen im Kindergarten- und Grundschulalter. „Das freut uns sehr“, sagt Pfarrdechant Krismanek.
Im Anschluss an die liturgischen Feierlichkeiten sind die Gäste zum Pfarrfest auf die Wiese neben der Kirche eingeladen. Es bietet Gelegenheit zu Begegnung und Gedankenaustausch. Für Stärkungen ist gesorgt. Ein Imbissstand steht bereit. Außerdem verlegt Klaudia Preis-Konze zur Feier des Tages wieder ihr beliebtes Gartencafé von der Schlossgastronomie auf die Domänenhof-Wiese. Sie bietet Eis, Bockwurst und Erfrischungsgetränke an. In der Weinecke runden Spritz-Getränke, auch alkoholfrei, das Angebot ab. Kaffee und Waffeln laden ebenfalls zum Genuss ein.
Das Gartencafé selber ist an dem Sonntag geschlossen. Die Corvey-Besucher können aber gerne in der vorübergehenden Pfarrfest-„Außenstelle“ auf der Domänenwiese vorbeischauen. Auf die Kinder warten Spielmöglichkeiten, betreut von den Messdienern des Pastoralverbundes. Das Blasorchester Albaxen bietet von 13 bis 15 Uhr mit einem Platzkonzert beste Unterhaltung. Annika Pröbe, Standortleitung für das Westwerk und die Abteikirche, lädt um 14 Uhr zu einer kostenlosen Führung ein.
Natürlich gibt es auch bei noch so guten Drähten zu Petrus keine Wettergarantie. Daher haben die Beteiligten auch einen Plan B. Das Pontifikalamt wird bei Regen in der ehemaligen Abteikirche mit zusätzlicher Bestuhlung gefeiert. Für das Pfarrfest öffnet Klaudia Preis-Konze in dem Fall den großen Saal des Gartencafés. Der Bierwagen steht dann draußen vor der Tür. Das Vorbereitungsteam baut vor dem Café die beiden Pavillon-Zelte aus dem Equipment-Anhänger auf.
Der Pastoralverbund ist also für alle Eventualitäten gerüstet. „Wir hoffen, dass viele Familien und Gäste dieses traditionelle Fest mitfeiern“, betont Verwaltungsleiter Marcus Beverungen. „Insbesondere auch die Erstkommunionkinder sind herzlich eingeladen in Alltagskleidung teilzunehmen.“
Die Huxarium gGmbH lädt zeitgleich zur Erdbeer- und Spargelmeile entlang der Weser ein. Das lässt sich mit dem Besuch des Vitusfestes verbinden, „was wir unseren Gästen jeweils empfehlen“, signalisiert Marcus Beverungen.
Zum Vitusfest nach Corvey kommen immer mehrere hundert Menschen aus der ganzen Umgebung. Denn der jugendliche Märtyrer ist nicht nur Schutzpatron der ehemaligen Benediktinerabtei, sondern des ganzen Corveyer Landes. Die Feierlichkeiten zu seinen Ehren gehören zu den ältesten Festen der Region. Mit der triumphalen Übertragung seiner Gebeine 836 aus St. Denis bei Paris in das nur wenige Jahre zuvor gegründete Kloster Corvey hat die Verehrung des heiligen Vitus begonnen. Und auch fast 1200 Jahre später noch Bestand.