Workshop und Batizado mit international bekannten Capoeira Meistern | OWZ zum Sonntag

Veröffentlicht am 05.06.2024 10:25

Workshop und Batizado mit international bekannten Capoeira Meistern

Capoeira von oben. (Foto: privat)
Capoeira von oben. (Foto: privat)
Capoeira von oben. (Foto: privat)
Capoeira von oben. (Foto: privat)
Capoeira von oben. (Foto: privat)

Capoeira in nur ein paar Worte zu fassen, wird ihrer Vielseitigkeit nicht gerecht und beschreibt meist nur einen Teil der beeindruckenden brasilianischen Kampfkunst, bei der Musik und Akrobatik nicht fehlen dürfen. Am vergangenen Wochenende konnte diese in Brakel live erlebt werden. Auf Einladung von C.Mestre Lagartixa - Anderson da Silva Dias - waren mehrere international bekannte Capoeira Lehrer und Meister in der Nethe-Stadt zu Gast und teilten ihre Erfahrung und Wissen mit den Schüler*innen der Capoeira-Gruppe Jejuei und weiteren Gästen.

Von Brasilien nach Brakel

Capoeira stammt aus Brasilien, wo sie in der Kolonialzeit von Sklaven, welche sich gegen die Obrigkeit auflehnten, im gelebten Widerstand für Freiheit und zur Bewahrung ihrer Traditionen und kulturellen Wurzeln entwickelt wurde. Heute ist sie neben Samba und Fußball die bedeutendste Botschafterin der brasilianischen Kultur und portugiesischen Sprache außerhalb Südamerikas. In Europa und Deutschland hat die Capoeira ihre Anfänge in den 80er Jahren, weltweit existieren heute Capoeira-Gruppen in einer Vielzahl an Ländern. Wurde sie 2008 in Brasilien als nationales Kulturerbe anerkannt, so zählt die UNESCO seit November 2014 die Capoeira zum immateriellen Weltkulturerbe.

C.Mestre Lagartixa und C.Mestre Kléber stammen aus Recife, im Bundesstaat Pernambuco, einem der zentralen Entstehungsorte der Capoeira. Mestre Marreta - Luiz Carlos Afonso - hat seine Wurzeln in Minas Gerais und zählt heute zu den bekanntesten noch unterrichtenden Capoeira Meistern. Er war einer der ersten Capoeira Lehrer in Europa, dessen Weg ihn über Lehrtätigkeit in Portugal, Frankreich bis nach Amsterdam führte, wo er bis heute erfolgreich einen Ableger seiner Capoeira Schule „Berimbau de Ouro“ leitet. Wenn er auch zu Workshops europaweit und sogar nach Übersee in Metropolen wie Perth oder Singapore eingeladen wird, so ist er an diesem Wochenende „mit freudigem Herzen“ der Einladung von C.Mestre Lagartixa gefolgt.

Feierliches Ritual der Capoeira-Gemeinschaft

Den Höhepunkt der Veranstaltung bildete die „Batizado und Troca de Cordas“. Hier konnten die Capoeiristas im gemeinsamen Spiel mit den anwesenden Meistern und Lehrern zeigen, was sie im vergangen Jahr/en gelernt haben und wurden zum Capoeirista „getauft“ bzw. bekamen die jeweils nächsthöhere Graduierung verliehen. Die Spannung lag deutlich in der Luft, die Kinder und Jugendlichen waren vor Spielbeginn noch etwas nervös bis die Berimbau - das traditionelle Instrument der Capoeira, gefolgt von Pandeiro und Atabaque - begann zu erklingen. Die Meister und Lehrer schufen mit dem Capoeira Orchester den Rhythmus für das anstehende Capoeira-Spiel. C.Mestre Lagartixa begann mit kraftvoller Stimme ein Lied zu singen, in welches alle Anwesenden einstimmten. Die Energie war zu spüren mit welcher die kleinen und großen Capoeiristas ihrer Leidenschaft nachgehen und jede/r sein Bestes zum Gelingen dieser Feier beitrug. Ein besonderer Moment bildete die „Formatura“ – Graduierung zur Instrutora – für Judith da Silva Dias „Sirí“, welche über mehr als 18 Jahre Capoeira lebt und vor allem in Kinder- und Familienkursen lehrt. Mit Stolz und Freude in den Augen hielten die neuen und graduierten Capoeirista ihre Kordeln und Zertifikate in den Händen und es erklang ein lautes „Axé!“ - in der Capoeira Grußformel und zugleich Ausdruck von guter Energie.

Facettenreiche Kampfkunst für jedes Alter

Schon beim Betreten der Sporthalle der städtischen Grundschule wurde schnell klar, dass an diesem Samstag ein anderer Wind wehte. Eine Mischung aus ostwestfälischer Guten-Laune und brasilianischer Lebensfreude erfüllte die Stimmung mit der Groß und Klein sangen, tanzten und kämpften. Capoeira wird fälschlicherweise oft als Kampftanz beschrieben, jedoch handelt es sich vielmehr um eine Kampfkunst, die durch ihr tänzerisches und akrobatisches Anmuten den Gegner aus dem Takt bringt. Daher werden neben Angriffs- und Verteidigungstechniken auch Rhythmusgefühl und Beweglichkeit in besonderem Maße geschult. Hingegen anderer Kampfsportarten kann Capoeira jeder lernen, egal in welchem Alter oder mit welchen Voraussetzungen man beginnt. Trainieren Kinder vor allem spielerisch und werden in ihrer Entwicklung vielfältig gefördert, so können ältere Menschen für sich individuelle Schwerpunkte legen und bis ins hohe Alter fit bleiben.

Wie ein sehr bekannter Capoeira Meister einmal sagte: „Capoeira ist Vergnügen, Capoeira ist ein Fest, Capoeira ist Freude…, aber im richtigem Moment ist sie Verteidigung“ (Meister João Pequeno).

Für Capoeira-Interessierte

Das Capoeira Training in Brakel findet donnerstags und freitags über den TV 1890 Brakel e.V. statt und richtet sich an Kinder und Jugendliche (ab 6 Jahren). In Paderborn können Kinder (ab 6J), sowie Jugendliche (ab 13J) und Erwachsene dienstags über das mediFit des SC Grün-Weiß 1920 e.V. Paderborn trainieren.

Wer an einem Angebot für andere Zielgruppen interessiert ist, z.B. an Kursen oder Projekten speziell für Capoeira Minis ab 4 Jahren oder an Eltern-Kind-Capoeira, kann sich an Instrutora Sirí wenden. Informationen und Anmeldung für ein kostenloses Probetraining über siri.jejuei@web.de oder 05272-3059871.

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