Idyllisch in der Natur, am Feldweg zwischen Ottbergen und Amelunxen, liegt der Hof des Bioland-Betriebes Schlüter. Auf der einen Seite windet sich die Nethe durchs Tal, hinter den Gebäuden erhebt sich das Gelände zur busch- und baumbewachsenen Hügellandschaft. Moderne Gebäude, viel Grün und eine offene Bauweise prägen das Aussehen der gepflegten Hofanlage. Kühe auf den Weiden am Hof, Jungtiere in den Ställen - dass hier Milch in der Öko-Modellregion produziert wird, ist offensichtlich.
90 Milchkühe mit einer durchschnittlichen Leistung von 9.000 kg Milch/Jahr, die weibliche Nachzucht, 145 Hektar Betriebsfläche, jeweils zur Hälfte Grünland und Ackerland - das sind die aktuellen Rahmendaten des landwirtschaftlichen Betriebes. Für die Bio-Bäckerei der Lebenshilfe Werkstätten am Grünenberg in Ottbergen produzieren Schlüters Roggen. Der Biohof ist seit 20 Jahren als Ausbildungsbetrieb begehrt. „Bisher hatten wir keine Probleme, die Stelle zu besetzen“, erzählt Schlüter.
„Wir haben eigentlich immer Mut gehabt, was Neues auszuprobieren und uns 2001 zur Umstellung auf die biologische Arbeitsweise entschlossen“, blickt der Landwirt zurück. Seitdem ist der Familienbetrieb dem Bioland-Verband angeschlossen. „Nachhaltiges Wirtschaften im Kreislaufsystem, das passt zu uns“ – die Familie hat ihre Entscheidung nie bereut. „Der Hof Schlüter lässt sich in Ottbergen bis in die Zeit des 30-jährigen Krieges nachweisen“, erzählt Schlüter. Dieser beeindruckende Blick in die Vergangenheit spiegelt sich in der Gegenwart und Zukunft wider: Neben Josef Schlüter (59) und seiner Frau Kathrin brennt auch ihr Sohn Jonas (33) für Ackerbau und Milchvieh. Er hat, wie sein Vater, die Ausbildung zum staatlich geprüften Landwirt absolviert. Gemeinsam mit seinen Eltern bewirtschaftet er den Hof, eine weitere Generation in der langen Geschichte des „Bauernhofes Schlüter in Ottbergen“.
Die Jahre um den Jahrtausendwechsel waren eine Zeit des großen Umbruchs, nicht nur die Produktionsverfahren änderten sich. Der Vater Josef Schlüters zog sich aus der Betriebsleitung zurück, der Neubau der Hofanlage außerhalb des Dorfes ergänzte und ersetzte dann die Gebäude im Dorfkern. Nach dem Kuhstall im Jahr 1999 wurde fünf Jahre später das Wohnhaus errichtet, weitere fünf Jahre später folgten Stallgebäude fürs Jungvieh. Heute versorgen Solarzellen auf den Dächern den Betrieb mit Strom, Trockenmauern und viele Bäume und Hecken ergänzen die Bauwerke und bieten verschiedenen Tieren Lebensraum. Die Hofanlage fügt sich harmonisch in die Tallandschaft ein. Kathrin Schlüter ist die nachhaltige Gestaltung der Hofstelle ein Herzensanliegen, und ebenso ist ihr die Darstellung der (biologischen) Landwirtschaft in der Öffentlichkeit wichtig. Eine ideale Plattform bietet da auch die Öko-Modellregion, die mit vielen Anknüpfungspunkten Bio in die Köpfe und das Verständnis der Verbraucher bringen möchte.
Auf den Wiesen rund um den Hof rupfen die Milchkühe das erste, noch spärliche Grün des Frühlings. „Gerade dieser frühe Weidegang ist für das Grünland enorm wichtig. Neben Gras und Klee wächst hier Wiesenampfer. Frisch ausgetrieben sind die Blätter nicht bitter und werden von den Kühen gefressen“, erklärt Josef Schlüter. Der Verbiss dränge die ungewollte Pflanze, die häufig auf Wiesen in Flussnähe zu finden ist, zurück. Diese Art der Unkrautbekämpfung hat sich laut Schlüter bewährt – eine Facette der biologischen Arbeitsweise des landwirtschaftlichen Betriebes der Familie Schlüter. In den vergangenen Jahrzehnten seien in der konventionellen Landwirtschaft Methoden und Arbeitsweisen aus der biologischen Landwirtschaft adaptiert worden, die sich hier bewährt hätten, erzählt der Landwirt. Heute gehöre zum Beispiel ein Laufhof, in dem die Kühe zu jeder Tageszeit draußen sein können, zu einem modernen Kuhstall.
Praktizierter Naturschutz über die biologische Arbeitsweise des Betriebes hinaus werden in den Biodiversitätsrichtlinien des Bioland-Verbandes gefordert und in einem Punkterechner bewertet. „Den Sollwert 100 haben wir mit 220 Punkten von Beginn an weit überschritten“, erzählt Kathrin Schlüter. Zu den Projekten gehören unter anderem die Erhaltung von artenreichen Feld- und Wiesenrainen, die Öffnung der viele Jahrzehnte verrohrten Billerbache, die Anpflanzung von Baumgruppen und Hecken, das Anbringen von Nisthilfen in und an Gebäuden oder die Umwidmung von Ackerland zu extensivem Grünland. „Unser aktuelles Projekt ist die Anlage eines Kartoffelfeldes in Zusammenarbeit mit der örtlichen KiTa. Die Kinder sollen so schon im Vorschulalter einen Bezug zur Natur und zu Nahrungsmitteln entwickeln,“ sagt Kathrin Schlüter.
Die Bio-Bauernfamilie plant in der Zukunft eine weitere Optimierung der Betriebszweige, die Milchviehherde und ihre Leistung habe unter der Blauzungenerkrankung des vergangenen Sommers gelitten. „Wir sehen die biologische Arbeitsweise als zukunftsorientiert, der Bio-Sektor entwickelt sich weiter, Erträge lassen sich auch bei nachhaltiger Produktion steigern”, blicken sie optimistisch in die Zukunft. Dennoch: „Einen bewussteren Konsum auf Seiten der Verbraucher”, das wäre ein Wunsch Josef Schlüters. Um das zu fördern, setzen Schlüters auf Öffentlichkeitsarbeit - wie bei dem „KiTa-Projekt Kartoffelacker”.