Der Beverunger Bürgermeister Hubertus Grimm gab die Vergabe eines städtischen Gewerbegrundstücks am ehemaligen Kernkraftwerksgelände in Würgassen an den Netzbetreiber Westfalen Weser bekannt. Auf dem Grundstück soll ein Batteriespeicher entstehen, der zur Netzstabilität in der Energiewende beitragen wird.
Durch den steigenden Anteil an erneuerbaren Energien, deren Stromerzeugung von Wind und Sonne abhängt und dem steigenden Anteil an zeitliche flexiblen Verbrauchern wie dem Laden von E-Autos gewinnt eine Stabilisierung des Netztes durch Speichermöglichkeiten in Zukunft weiter an Bedeutung.
Der Standort für das geplante Batteriespeicherwerk liegt zwischen der Landstraße L 763 an der Weserbrücke und dem Kraftwerkgelände und eignet sich hervorragend, da hier auf kurzem Weg ein Anschluss an das Umspannwerk geschaffen werden kann, das neben dem ehemaligen Kernkraftwerk weiterhin in Betrieb ist. Der Batteriespeicher, der aus 56 Container-Modulen bestehen soll, wird eine Kapazität von 280 Megawatt-Stunden und eine Leistung von 120 Megawatt (MW) haben. Das Grundstück ist 1,3 ha groß und zum kleineren Teil im Besitz der Stadt Beverungen, zum größeren Teil in Privatbesitz. Bisher wurde die Fläche als Ackerfläche genutzt.
Der Geschäftsführer der Westfalen Weser, Jürgen Noch, informierte, dass sich die Investitionen für dieses Projekt auf 92 Millionen Euro belaufen werden und die Fertigstellung für das 2. Halbjahr 2026 geplant ist. Ab dem dritten Quartal 2024 soll gebaut werden. Jürgen Noch erwartet, dass auf dem Standort schnell und kostengünstig gebaut werden kann. An der konkreten, technischen Umsetzung wird noch geplant. Mit langen Lieferzeiten für die Batteriekomponenten muss gerechnet werden.
Der Bauantrag für das Projekt muss noch gestellt werden und ist in Vorbereitung. Bauamtsleiter Ludger Ernst sieht planungsrechtlich keine Hürden, da die Fläche schon als Gewerbegebiet im Bebauungsplan ausgewiesen ist. Lärmemissionen würden durch den Damm der Bundesstraße in Richtung der Ortslage Würgassen weitgehend abgefangen.
Für den ehemaligen Kernkraftwerk-Standort ist das Projekt ein wichtiger Meilenstein: „Ende 2023 hat das Bundesumweltministerium Pläne für ein zentrales Bereitstellungslager für schwach- und mittelradioaktiven Atommüll in Würgassen glücklicherweise verworfen“, so Bürgermeister Hubertus Grimm: „Mit einem zukunftsgerichteten Projekt, das die Energiewende in den Fokus rückt, werden wir unserer Rolle als einer der vier im Regionalplan NRW genannten Energiestandorte gerecht. Ich freue mich deshalb sehr, dass in Würgassen einer der größten Batteriespeicher in Deutschland entstehen wird.“ Auch die Fraktionsvorsitzenden des Beverunger Stadtrats Stephan Böker (CDU), Rolf-Dieter Crois (SPD) und Hans-Jürgen Oppermann (FDP) äußerten sich positiv sowohl zur den erwarteten Gewerbesteuereinnahmen als auch zur Wahl des Investors, der Westfalen Weser GmbH Co.KG. Der Netzbetreiber ist mit 56 Kommunen als Gesellschafter und Sitz in Paderborn ein lokales Unternehmen das sich mit seinem Konzept gegen die Mitbewerber bei diesem Projekt durchsetzen konnte.
„Perspektivisch sehen wir eine Vielzahl weiterer Einsatzmöglichkeiten für Energiespeicher, um die Energiewende vor Ort zu gestalten“, ergänzt Noch. Hierzu zählen die direkte Ankoppelung von lokalen erneuerbaren Energieerzeugern wie Windkraft- und PV-Anlagen sowie der Vor-Ort-Verbrauch der gespeicherten Energie. Auch Bürgermeister Grimm sieht weiteres Potential am Energiestandort Würgassen wie die Erzeugung von Grünem Wasserstoff oder der Fernwärmeversorgung für die umliegenden Orte. Konkrete Planungen dazu gibt es aber noch nicht.