Theater als der Schutzraum guter Gefühle | OWZ zum Sonntag

Veröffentlicht am 30.01.2023 14:22

Theater als der Schutzraum guter Gefühle

Große Dymanik auf der Bühne: Storno in leicht verkleinerter Besetzung arbeitete zusammen mit den Zucchini Sistaz an der perfekten Entspannungsshow für das von Jahr gebeutelte Publikum. (Foto: Marc Otto)
Große Dymanik auf der Bühne: Storno in leicht verkleinerter Besetzung arbeitete zusammen mit den Zucchini Sistaz an der perfekten Entspannungsshow für das von Jahr gebeutelte Publikum. (Foto: Marc Otto)
Große Dymanik auf der Bühne: Storno in leicht verkleinerter Besetzung arbeitete zusammen mit den Zucchini Sistaz an der perfekten Entspannungsshow für das von Jahr gebeutelte Publikum. (Foto: Marc Otto)
Große Dymanik auf der Bühne: Storno in leicht verkleinerter Besetzung arbeitete zusammen mit den Zucchini Sistaz an der perfekten Entspannungsshow für das von Jahr gebeutelte Publikum. (Foto: Marc Otto)
Große Dymanik auf der Bühne: Storno in leicht verkleinerter Besetzung arbeitete zusammen mit den Zucchini Sistaz an der perfekten Entspannungsshow für das von Jahr gebeutelte Publikum. (Foto: Marc Otto)

Wie absurd, skurril oder finster das vergangene Jahr auch gewesen sein mag, eine Abrechnung hat es stets wohlverdient – und niemand vermag dies besser als „Storno“. Wenn auch die Herren der kabarettistischen Komik diesmal in etwas veränderter Konstellation aufmarschieren, nämlich mit zahlenmäßig überlegener Frauen-Power.
Der Fehlende im Bunde ist Harald Funke. Er habe, so Thomas Philipzen, den Spruch „sich ein Loch in den Bauch freuen“ allzu wörtlich genommen. Ein schwerer Verlust, verkörpert Funke doch gern den Irrsinn gegenüber Philipzens überschäumendem Optimismus und Jochen Rüthers steinkalter Weltsicht. Doch was anders ist, ist deswegen nicht schlechter. Auch ohne Funke, dem das Publikum einen Gute Besserung-Applaus nach Münster schickte, brillierte „Storno“ mit ungehemmten Nackenschlägen auf das vergangene Jahr. Unterstützt wurden sie dabei vor allem musikalisch durch die Zucchini Sistaz, eine Drei-Damen-Big-Band mit massig Glamour in Grün.

Die Welt ist wahrlich unentspannt geworden, so ein Fazit, welches Philipzen schon früh am Abend zieht. Von einer Krise in die nächste taumelnd, häufig gilt es, mehr als eine am Stück abzuarbeiten. Zum Glück hat sich immerhin die Theaterbühne wieder geöffnet. „Das Theater ist der Schutzraum guter Gefühle“, so Philipzen. Und so widmete sich Storno den bizarren Anekdoten und versponnenen Geschichten ebenso wie den herben Themen, Klimawandel und Ukraine-Krieg, und gab reihum verbal ordentlich auf den Deckel. Kirche und AfD, „Hampelkoalition“ und „FIFA corruptia“, dann gings auch mal um Helikopter-Eltern und Bundesjugendspiele: Thomas Philipzen gab sich dabei stets quirlig und optimistisch, Jochen Rüther hingegen trumpfte mit schwerer Miene und hartem Urteil. Das Hamstern der Deutschen wurde mal wieder aufs Korn genommen: Nach Toilettenpapier nun also Mehl und Sonnenblumenöl? Nach dem ganzen Wischen müsse wohl ordentlich geölt und gepudert werden, so die Vermutung. Ja, man scheute auch diesmal nicht vor der unteren Seite der Gürtellinie zurück.

Die Zucchini Sistaz bewegten sich währenddessen farbenfroh in der musikalischen Weltlandschaft. Bei ihrer Version von „Mein Herz tanzt“ konnten sie gar Rüther auf die Bühne locken, der, eisklotzig mit einer Rassel dasitzend, scheinbar recht angetan war, dies aber nicht so ganz zeigen konnte. Die Rassel rasselte kein einziges Mal. Dennoch, so sang er bemerkenswert nüchtern, sein Herz tanzt. Gänsehaut.

So wurde wieder einmal gelacht, musiziert und kräftig abgerechnet, mit all den großen und kleinen Themenfeldern, unerschrocken vor den Wirren und Schrecken. Und dies alles vor den ausverkauften Rängen der Beverunger Stadthalle. Zweimal ausverkauft gar, denn schon seit geraumer Zeit bedarf die hohe Nachfage der Kabarett-Inventur einer zweiten Vorstellung. Einem Storno-Wochenende, wenn man so will.

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