Zukunftsforum Green Building: Schulgebäude werden klimafreundlich | OWZ zum Sonntag

Veröffentlicht am 23.07.2025 11:35

Zukunftsforum Green Building: Schulgebäude werden klimafreundlich

Zukunftsforum Green Building: Sorgfältiges Vermessen ist wichtig als Grundlage für die späteren Sanierungsschablonen. (Foto: Klimaschutzagentur Weserbergland)
Zukunftsforum Green Building: Sorgfältiges Vermessen ist wichtig als Grundlage für die späteren Sanierungsschablonen. (Foto: Klimaschutzagentur Weserbergland)
Zukunftsforum Green Building: Sorgfältiges Vermessen ist wichtig als Grundlage für die späteren Sanierungsschablonen. (Foto: Klimaschutzagentur Weserbergland)
Zukunftsforum Green Building: Sorgfältiges Vermessen ist wichtig als Grundlage für die späteren Sanierungsschablonen. (Foto: Klimaschutzagentur Weserbergland)
Zukunftsforum Green Building: Sorgfältiges Vermessen ist wichtig als Grundlage für die späteren Sanierungsschablonen. (Foto: Klimaschutzagentur Weserbergland)

„Endlich Ferien“ – freuen sich derzeit viele Schüler. „Endlich Ferien“ heißt es vielleicht in nicht zu ferner Zukunft, wenn es darum geht, dass Schulgebäude in wenigen Wochen energetisch saniert werden. Das Problem bisher: In vielen Kommunen gibt es einen enormen Sanierungsstau. Manche Schulgebäude sind marode, viele verbrauchen hohe Mengen an Heizenergie. Doch für die Sanierung fehlt zumeist das Geld – mit fatalen Folgen: Sanierungen werden oft zu spät und dann noch in einem niedrigen Standard umgesetzt. Das ist wenig nachhaltig und die Energieverbräuche bleiben hoch. Um Lösungen für dieses Problem kümmert sich das Forschungsprojekt Zukunftsforum Green Building. Es ist an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) in Holzminden angesiedelt. Projektpartner sind der Landkreis Holzminden und für die Praxis die Klimaschutzagentur Weserbergland mit Sitz in Hameln.

Systematisch zum Sanierungserfolg

Im Mittelpunkt des Projekts steht die Frage: Wie kann man Schulgebäude so sanieren, dass sie klimaneutral werden – und das bezahlbar und ohne langen Baustellenbetrieb? Möglich machen sollen das sogenannte „Sanierungsschablonen“: vorgefertigte Lösungen, die sich auf ganze Gruppen von Gebäuden anwenden lassen. Sie orientieren sich bei der anvisierten Qualität der Gebäudehülle an sehr hohen energetischen Standards und ermöglich, dass bei der Sanierung Gewerke entkoppelt und Sanierungsmaßnahmen über mehrere Gebäude hinweg gebündelt umgesetzt werden können.

Dafür werden ausgewählte Schulgebäude im Landkreis Holzminden von den Projektteilnehmenden zunächst in sogenannte Baualtersklassen eingeteilt. Denn Gebäude aus ähnlichen Baujahren haben meist vergleichbare Eigenschaften – etwa bei der Bauweise und der Anlagentechnik. Für jede dieser Klassen werden dann passende Sanierungsschablonen entwickelt. Diese legen die Anforderungen für Dämmstoffe fest welche Gebäudetechnik nötig ist. – abgestimmt auf die jeweilige Gebäudeklasse.

Die Idee dahinter: Bauelemente, beispielsweise für die Fassaden, können industriell vorgefertigt werden – passend zur jeweiligen Baualtersklasse und den jeweiligen Anforderungen. Auf der Baustelle müssen sie dann nur noch montiert werden. Das spart Zeit und sorgt dafür, dass Sanierungen idealerweise in Ferienphasen durchgeführt und möglichst auch abgeschlossen werden können.

Forschung trifft Praxis: Gemeinsam für nachhaltige Lösungen

Das Projekt Zukunftsforum Green Building wird in Holzminden koordiniert. Praxispartner sind der Landkreis Holzminden und die Klimaschutzagentur Weserbergland aus Hameln. Der Landkreis ist vielfältig eingebunden in das Projekt und stellt zum Beispiel die Schulgebäude als Forschungsobjekte zur Verfügung. Die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der HAWK analysieren – unterstützt von den Fachleuten der Klimaschutzagentur – die Gebäude und befassen sich mit der Datenerhebung. Dabei werden sie auch von Studierenden unterstützt. Dann werden die Sanierungsschablonen entwickelt und in Computersimulationen geprüft. Die Klimaschutzagentur bringt in den Prozess ihre langjährige Erfahrung in der Gebäudebewertung und in der Umsetzung von Sanierungsvorhaben ein. Wichtig ist das insbesondere bei kniffligen Details, die sich oft nur dem geschulten Auge zeigen. Schließlich bringt das Sanieren im Bestand besondere Schwierigkeiten mit sich: Oft sind wichtige Maßnahmen – wie die Dämmung der Bodenplatte – nachträglich nur schwer oder gar nicht möglich. Auch bei der Dämmung von Kellerdecken kann es durch niedrige Deckenhöhen eng werden. Und bei einer Außendämmung muss darauf geachtet werden, dass Fenster nicht zu tief in der Fassade liegen – sonst droht der sogenannte „Schießscharten-Effekt“, bei dem weniger Tageslicht ins Klassenzimmer fällt. Das zeigt, wie wichtig es ist, dass Praktiker eine kritische Bewertung der Schablonen vornehmen und sie auf die praktische Anwendbarkeit und die Tauglichkeit im Sanierungsalltag prüfen.

„Im Projekt diskutieren Wissenschaft und Praxis auf Augenhöhe miteinander“, sagt Ingenieurin Lina Wilke von der Klimaschutzagentur Weserbergland. „Das ist die perfekte Ergänzung, die beide Seiten voranbringt. Im Projekt Zukunftsforum Green Building passiert dies zum Wohle der Kommunen, aber auch der Schulgemeinschaften, die viel Zeit in den Gebäuden verbringen.“

Ein Gewinn für Klima und Kommunen

Klimaschutz und Haushaltsentlastung gehen beim Projekt Zukunftsforum Green Building Hand in Hand: Werden Schulen energetisch saniert und erneuerbare Energien genutzt, sinken nicht nur die CO₂-Emissionen, sondern auch die Energiekosten. Unter diesen Bedingungen können Kommunen dem Sanierungsstau begegnen, ohne sich finanziell zu überfordern, weil langfristig Geld eingespart werden kann. Und mehr noch: Als Eigentümer öffentlicher Gebäude nehmen Kommunen eine Vorbildrolle ein. Energetisch sanierte Schulen könnten auch Bürgerinnen und Bürger motivieren, über die Sanierung ihrer eigenen Häuser nachzudenken.

Ein Projekt mit Vorbildcharakter

Die Förderung des Projektes Zukunftsforum Green Building erfolgt durch das Bundesforschungsministeriums im Rahmen von DATIpilot, einer Förderrichtlinie, die speziell den Wissenstransfer in die Praxis unterstützt. Sie läuft für das Forschungsprojekt noch bis etwa April des Jahres 2026. Die Projektpartner wollen bis dahin möglichst viele Sanierungsschablonen entwickeln. „Wir hoffen, dass wir mit dem Projekt einen Anstoß geben können, dass Kommunen die Sanierung ihrer Schulgebäude in die Hand nehmen und die Schablonen im wahrsten Sinne des Wortes dann bald Schule machen“, kommentiert Lina Wilke von der Klimaschutzagentur Weserbergland das anvisierte Ziel und schaut auf die vielfältigen Chancen: „Energetisch sanierte Schulgebäude sind nicht nur gut fürs Klima und sparen Geld, sondern sie sind auch ein starkes Signal für die Zukunftsfähigkeit kommunaler Infrastruktur.“

Mehr Informationen zum Projekt Zukunftsforum Green Building unter: https://www.klimaschutzagentur.org/zukunftsforum-greenbuilding.

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