Die Innenstädte sterben aus, vor allem in kleinen Städten wie hier auf dem ostwestfälischen Land. Kleine, inhabergeführte Läden haben mit dem veränderten Kaufverhalten zu kämpfen, das die Kunden vor allem in der Corona-Zeit verstärkt zu Online-Käufen bewegt hat. Dazu kommen die wegen der anhaltenden Krisenherde weltweit gestiegenen Kosten, so dass man beim Bummel durch die Einkaufsstraßen entweder nur noch die Filialen großer Ketten oder bedauernswerte Leerstände sieht.
Die Stadt Steinheim hat darauf bereits reagiert, indem einige ehemalige Ladenlokale in Kindergärten oder seniorenfreundliche Wohnungen umgebaut wurden und werden. Doch die verbliebenen Steinheimer Einzelhändler und Dienstleister wollen sich der allgemeinen Entwicklung nicht kampflos ergeben und machen vom 14. bis 21. November mit individuell gestalteten Schaufenstern und Aktionen darauf aufmerksam, was der Kleinstadt fehlen wird, wenn sie verschwinden würden.
Die Traditionsbuchhandlung Wedegärtner, die im November ihr 106-jähriges Bestehen feiert, hat die Aktion initiiert. „Wir haben fantastische Kunden, denen wir unfassbar dankbar für ihre Treue sind. Doch vielen anderen ist gar nicht klar, was wir und unsere Kollegen und Kolleginnen in den anderen Läden für ein gutes Miteinander in der Stadt bedeuten.“ sagt Rahel Blum, seit 26 Jahren in der Buchhandlung beschäftigt. „Wir alle bieten so viel mehr als nur das Warenangebot. Wir ermöglichen Schülern Praktika, wir unterstützen heimische Vereine und Aktionen. Wir sind hilfsbereit über unsere eigentliche Tätigkeit hinaus, haben ein offenes Ohr für die Menschen und bieten einen kulturellen und sozialen Mehrwert, den die Steinheimer deutlich vermissen werden, wenn er erst einmal wegfällt. Allein in unserem Laden findet so viel statt, das Thalia oder Amazon nicht bieten. Wir haben beispielsweise derzeit die Vorverkäufe für vier unterschiedliche Veranstaltungen, ein Service, an dem wir nichts verdienen. Wir betreiben Leseförderung, betreuen Büchertische und bieten selbst zahlreiche Veranstaltungen an. Und natürlich versorgen wir unsere Kunden gern mit dem ganz dringend benötigten Schulmaterial für den nächsten Tag, mit tollen Büchern, die bei Bedarf zum nächsten Morgen bestellt werden können. Nur ein Bruchteil der Serviceleistungen, die wir und die anderen Geschäfte hier in der Stadt bieten. Es wäre bitter für unsere schöne Stadt, wenn das alles wegfiele.“
Um aufmerksam zu machen und darüber ins Gespräch zu kommen, laden die beteiligten Läden besonders in der Aktionswoche zum Bummel ein.