Am 19. Juni kam der Bulle Deisterix in seiner neuen Heimat am Wisentgehege in Hardehausen an. Angereist war das fünf Jahre alte Tier aus dem Wisentgehege in Springe. Bei seiner Ankunft sei er etwas verwirrt gewesen, aber bisher verhalte sich Deisterix sehr friedlich und unauffällig und die Herde scheine ihn gut anzunehmen, sagte Försterin Theresa Albracht. Bisher besteht die Hardehauser Herde der Flachlandwisente nur aus Kühen. Deisterix soll nun möglichst für Nachwuchs sorgen. Dafür ist das Tier für zwei Jahre als Gast in Warburg. „Wir hoffen auf viel Nachwuchs in 2024 und 2025”, sagte Albracht. Deisterix ist mit seinen 700 Kilo noch nicht vollständig ausgewachsen. Das wird erst in einem Alter von 7 bis 8 Jahren erreicht. Die Transportkosten in Höhe von 1.000 Euro hat die Sparkasse Paderborn-Detmold-Höxter in Zusammenarbeit mit dem Förderverein übernommen.
Die älteste Kuh der Herde namens Porodna und sozusagen die „Chefin” ist seit 20 Jahren in Hardehausen, also seit Gründung der Herde im Jahr 2004. Das jüngste Tier ist sieben Jahre als. Försterin Albracht hofft nun auf eine Verjüngung der Herde. Es sei allerdings schwieriger, die Flachlandwisente zu vermitteln als die Bergwisente. In Deutschland gibt es nur vier Orte, an denen beide Herden gehalten werden.
9.000 Wisente gibt es weltweit, davon rund 6.000 in freier Wildbahn. Alle diese Wisente gehen auf nur wenige Tiere zurück. Vor 100 Jahren wurde eine Bestandsaufnahme gemaht und es gab nur noch 54 lebende Tiere. Durch Zucht konnte die Tierart erhalten werden. Auch Tiere aus Hardehausen tragen zu diesem Erfolg bei. Arterhaltung durch Zucht ist eine der wichtigsten Aufgaben für das Wisentgehege. Aber nicht nur das, wie Försterin Albracht weiter erklärte. Beide Herden haben jeweils 65 Hektar Platz. Die Bergwisente „bewohnen” ein komplett abgeriegeltes Gelände, das sich durch eine besondere Artausstattung auszeichnet. Dort leben beispielsweise Fledermäuse, aber auch eine Vielzahl an Insekten. „Das Gelände wird nicht bewirtschaftet, Totholz wird nicht abtransportiert”, sagte Albracht. So entstehen besondere geschützte Lebensräume. Ein Stück Hutewald, wie Albracht erklärt, also ein Wald, der für die Beweidung durch Tiere genutzt wird. Ein Anknüpfungspunkt zum Waldinformationszentrum und dem Thema Klimawandel und dem damit einhergehenden Verlust der Biodiversität. In Hardehausen wird also durch Zucht der Wisente zur Arterhaltung beigetragen, die Tiere selbst tragen aber auch zum Erhalt der Artenvielfalt bei.
Wer Deisterix gerne selbst sehen möchte, sollte das Wisentgehege am Morgen oder am frühen Abend aufsuchen. Dann befinden sich die Tiere häufig im unteren, einsehbaren Bereich ihres Geheges. Deisterix ist - außer an seiner Größe - an einer gelben Ohrmarke leicht erkennbar. „Ich freue mich, wenn Besucher sich die Tiere angucken möchten”, sagte Albracht. Nicht nur der Neuzugang ist sehenswert: in der Herde der Bergwisente hat es bereits Nachwuchs gegeben. Vier Kälber sind dieses Jahr zur Welt gekommen und auch die Wildschweine und die Tarpane haben Nachwuchs.