Welterbe Corvey: Grabplatten in Mauerwänden vor dem Westwerk müssen restauriert werden | OWZ zum Sonntag

Veröffentlicht am 02.07.2025 13:09

Welterbe Corvey: Grabplatten in Mauerwänden vor dem Westwerk müssen restauriert werden

Grabplatten aus dem 17. und 18. Jahrhundert säumen den Weg in die Abteikirche Corvey. Eingelassen in die Umfassungsmauern des Atriums vor dem Westwerk, erinnern sie an Äbte, Mönche und Adelige, die im Kloster ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Jetzt sind diese Platten hinter Holz versteckt. Aus gutem Grund, wie Annika Pröbe, Standortleitung für das Welterbe karolingisches Westwerk und die barocke Abteikirche, erläutert.

An einem Denkmal wie Corvey ist zum Erhalt der Bausubstanz immer viel zu tun. Handlungsbedarf besteht derzeit nicht nur an den Wandmalereien aus der Gründungszeit des Klosters im Westwerk, sondern auch draußen an den, in den 1980er Jahren in das Mauerwerk eingelassenen, Grabplatten entlang der südlichen und nördlichen Umfassungswände des ehemaligen Atriums. Witterungseinflüsse setzen ihnen zu – der Wechsel von Sonne, Regen und Wind richtet Schäden an. „Der Stein spaltet sich auf und schiefert in der Oberfläche ab“, erläutern Pröbe und Architekt Albert Henne. An einigen Platten sind die Schäden besonders erheblich.

Tischler und Ingenieur Georg Pietsch bei der Arbeit: Er hat die Einhausungen für die in die Grabplatten konstruiert. (Foto: Pastoralverbund Corvey / privat)
Tischler und Ingenieur Georg Pietsch bei der Arbeit: Er hat die Einhausungen für die in die Grabplatten konstruiert. (Foto: Pastoralverbund Corvey / privat)
Tischler und Ingenieur Georg Pietsch bei der Arbeit: Er hat die Einhausungen für die in die Grabplatten konstruiert. (Foto: Pastoralverbund Corvey / privat)

Deshalb gilt es, sie in einem ersten Schritt zunächst vor dem Wetter zu schützen. Das erklärt die hölzernen Einhausungen. Für diese Aufgabe gibt es Sachverstand in den eigenen Reihen: Kirchenvorstandsmitglied Georg Pietsch. Der Tischler und Ingenieur hat bereits vor einigen Jahren für den Austausch der Hochaltarbilder in der barocken Abteikirche eine fahrbare Wechselhilfe konstruiert. Jetzt fand er auch eine Lösung zum Schutz der Grabplatten.

Der versierte Fachmann hat dabei an alles gedacht: Etwa einen kleinen Abstand zur Wand, der für Luftzirkuslastion sorgt, damit die Grabplatten, einige sind von Feuchtigkeit durchzogen, trocknen können. Um Regen abzuleiten, hat Pietsch die Holzvorbauten „überdacht“. Bis zum Abschluss der Restaurationsarbeiten, weden die Platten kein Tageslicht mehr sehen.

Für die Zeit der Saison sollen die Einhausungen ein wenig aufgehübscht werden. Dazu gibt es Fotos der Grabplatten, die an den „Vorbauten“ anbringen lassen. So sehen die Gäste, was sich hinter den Verschalungen verbirgt.

Als Georg Pietsch die aus dem Westwerk und der Kirche stammenden Platten versteckte, hat er sich angeschaut, nach welchen Kriterien sie in die Bruchsteinwände eingelassen wurden. Die Chronologie spielte keine Rolle, sondern die Ästhetik. Kleinere Platten nehmen die größte jeweils in die Mitte.
Damit die Oberflächen nicht weiter bröckeln, dafür sorgen bald die Restauratoren. Die Grabplatten sind Zeugnisse der Bestattungskultur und großer Steinmetzkunst.

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