Zum zweiten Mal wurden in Borgentreich Stolpersteine verlegt, um an die Schicksale jüdischer Mitbürger zu erinnern. Acht neue Stolpersteine wurden gesetzt, sechs im Steinweg 20 für die Familie Rosenstein und zwei in der Marktstraße 1 für die Familie Königheim. Die Leiterin der Sekundarschule Warburg, Claudia Güthoff, und Bürgermeister Nicolas Aisch eröffneten betonten dabei die Bedeutung der Erinnerung an die NS-Zeit. Beide zitierten Margot Friedländers Aussage für Menschlichkeit, Toleranz und Barmherzigkeit: „Seid Menschen.“ Bürgermeister Aisch ergänzte, dass Antisemitismus, Ausgrenzung und Rassismus in der Gesellschaft keinen Platz haben dürften.
Die Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule trugen mit großem Respekt und Anteilnahme Psalmen und Gedichte vor und legten weiße Rosen als Zeichen gegen das Vergessen an den Gedenkstellen nieder. Zudem erklärten sie sich bereit, die Pflege der Stolpersteine zu übernehmen, um lebendige Erinnerungskultur und bürgerschaftliches Engagement zu fördern. Im Vorfeld hatten sie sich im Unterricht intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt, begleitet von ihrer Lehrerin Yvonne Brede.
Stadtarchivar Klaus Jürgens verlas an den Häusern die Biografien der betroffenen Familien und Personen, machte damit deren Schicksal greifbar. Die Steine wurden vom Borgentreicher Heinrich Arens verlegt. Auch der ehemaligen Synagoge in der Gossenstraße wurde gedacht. Klaus Jürgens berichtete über die Geschichte des Hauses und seine Bedeutung für das jüdische Leben in der Orgelstadt.
Der Gedenktag wurde am Abend durch einen öffentlichen Vortrag in der Aula der Sekundarschule zum Thema „Judentum in Borgentreich – die Entnazifizierung“ von Prof. Rudolf Muhs aus London abgerundet. Prof. Muhs, der Wurzeln in Borgentreich hat, arbeitet derzeit an einem Buch zur jüdischen Geschichte in Borgentreich und präsentierte Erkenntnisse aus seinen Recherchen.
Die Aktion zur Verlegung der Stolpersteine wurde durch die Initiative von Klaus Jürgens und Uwe Kohlbrock ins Leben gerufen. Beide sammelten Spenden und organisierten das Projekt mit großem Engagement. Insgesamt wurden in Borgentreich nun 20 Stolpersteine verlegt. In Borgholz wurden im Dezember 2024 sechs Stolpersteine gesetzt, und in Körbecke ist die Verlegung in Vorbereitung.