Vor wenigen Jahren steckte das Tierschutz-Projekt noch in den Kinderschuhen, inzwischen hat sich dieses Engagement des Hegerings Nieheim zur echten Erfolgsgeschichte entwickelt: Die ehrenamtliche Kitzrettung nimmt in der Region im dritten Jahr richtig Fahrt auf, immer mehr Landwirte fordern diese wichtige Unterstützung durch den Nieheimer Verein an. Wie diese innovative Drohnen-Technik mit Wärmebildkamera funktioniert, auf welchen Flächen die Drohne tatsächlich zum Einsatz kommt und welche Voraussetzungen die Piloten mitbringen müssen, darauf macht Hegering-Obmann Matthias Meyer mit seinem Team während der Holz- und Technologietage am 6. und 7. September in Nieheim im Kurgebiet aufmerksam.
„Wir gelten bereits als Vorreiter mit dieser Technik, sind inzwischen mit drei Drohnen ausgestattet und nun haben wirklich alle Hände voll zu tun”, berichtet Matthias Meyer, Drohnenbeauftragter des Nieheimer Hegerings. Rund 20 Ehrenamtliche, darunter sieben ausgebildete Piloten, sind in den Monaten von April bis Ende Juni im Einsatz, um die Kitze während der Mähsaison zu orten, aufzuspüren und schließlich in Sicherheit zu bringen.
Dabei bieten Drohnen mit Infrarot-Wärmebildtechnik eine innovative Möglichkeit, zeitsparend und effektiv Wiesen, Felder und Ackerfutterflächen nach Rehkitzen und anderem Wild abzusuchen, um sie vor dem „Mähtod” und schweren Verletzungen zu bewahren. Allein in diesem Jahr hat das ausgebildete Drohnenteam gemeinsam mit den zahlreichen Helfern und Läufern 34 Rehkitze vor dem Tod durch Mähmaschinen gerettet. Dabei wurden insgesamt 310 Hektar mit drei Drohnen abgeflogen, insgesamt waren die ehrenamtlich Verantwortlichen 60 Stunden im Einsatz. Im vergangenen Jahr wurden 250 Hektar mit zwei Drohnen abgeflogen, 23 Rehkitze wurden dabei gerettet.
Inzwischen sind die Ehrenamtlichen aus Nieheim nicht nur im eigenen Gebiet unterwegs, arbeiten in der Partnerschaft auch mit dem Hegering Steinheim zusammen und sind im dringenden Bedarf auch über die Kreisgrenzen hinaus im Einsatz. „Wenn uns da ein Anruf eines Landwirtes erreicht, der Hilfe braucht, springen wir schon ein”, berichtet Markus Ahlemeyer, Vorsitzender des Hegerings. Denn nach dem geltenden Tierschutzgesetz sind Landwirte verpflichtet, Vorsorge zu treffen, die Jungtiere vor der Mahd zu schützen. Das heißt, es muss sichergestellt werden, dass sich auf den zu mähenden Flächen keine Rehkitze mehr befinden. Der Einsatz des Hegerings ist übrigens kostenlos. „Wir sehen uns als ehrenamtliche Dienstleister für Landwirte”, betont Markus Meyer und ergänzt: „Unser Fokus liegt auf dem Tierwohl”.
Die Suche nach den Tieren ist eine Herausforderung: In früheren Jahren wurden die Wiesen mit mehreren Helfern zu Fuß systematisch, aber sehr zeit- und personalintensiv abgesucht. „Und diese herkömmliche Methode bietet keine 100-prozentige Sicherheit”, betont Markus Ahlemeyer. Durch die Drohne mit der Wärmebildkamera kann das Kitz anhand der Temperaturdifferenz zwischen der Körpertemperatur der Kitze und der Umgebung systematisch und präzise geortet werden.
Neben den geschulten Drohnenpiloten sind noch ein oder zwei Helfer vonnöten, um die Kitze aus der Fläche zu holen – natürlich mit Schutzkleidung und Handschuhen, um keine Gerüche auf das Tier zu übertragen. Dann wird das Kitz in einer sicheren Box gelagert, bis die Mäharbeiten vorbei sind. „Und das Muttertier wartet oft schon auf der Fläche”, berichtet Obmann Matthias Meyer aus seinen Erfahrungen.
Doch Kitzrettung ist absolute Teamarbeit, und die ehrenamtlichen Kräfte des Hegerings sind auf frühzeitige Informationen der Landwirte angewiesen. „Diese müssen uns spätestens einen Tag vor den Mäharbeiten anrufen, damit wir die Flugroute mit entsprechender Software planen können”, sagt Markus Ahlemeyer. Und dann heißt es für die Tierretter: morgens früh raus aus den Federn und direkt zum Einsatz auf Wiesen und Feldern.
„Früh morgens ist der Boden noch richtig kühl, der Tierkörper warm und zeichnet sich im Display der Kamera deutlich ab”, so Markus Ahlemeyer. „Auf diese Weise haben wir die besten Chancen, alle Kitze schnell zu finden.” Bis acht Uhr morgens sollte der Einsatz beendet sein, sonst wird der Boden für die digitale Suche zu warm. Der Hegering Nieheim sucht noch weitere Unterstützung und würde sich über weitere Helfer und Helferinnen sowie auch über interessierte Drohnenpiloten/-innen freuen.
Weitere Infos bei Markus Ahlemeyer, Tel. 0160/ 90622766 oder über E-mail: markusahlemeyer@web.de.