In Deutschland fehlen immer mehr Kinder unentschuldigt im Unterricht. Diese Entwicklung betrifft auch den Kreis Höxter. Der Arbeitskreis „Schulabsentismus im Kreis Höxter“ hat das Thema aufgegriffen und Maßnahmen entwickelt, um Schulen und Fachkräfte vor Ort zu unterstützen. Bei einem Fachtag an der Gesamtschule in Brakel haben 90 Teilnehmende aus verschiedenen Institutionen und Behörden Erfahrungen zum Schulabsentismus ausgetauscht, Lösungsansätze diskutiert und sich vernetzt.
Für Kinder und Jugendliche, die häufig und unentschuldigt in der Schule fehlen, besteht ein hohes Risiko, die Schule ohne Abschluss zu verlassen und danach keine qualifizierten Ausbildungs- und Arbeitsplatzangebote zu erreichen. „Im Kreis Höxter liegen die Fehlzeiten von Schülerinnen und Schülern in Grund-, Förder- und weiterführenden Schulen aktuell zwischen 5 und 10 Prozent“, erläutert Maria Komm, Schulaufsicht für die Grundschulen im Kreis Höxter. So geht es aus der Befragung zu den Schulhalbjahren bei den Grund- und Förderschulen für Schülerinnen und Schüler mit mehr als 50 Fehlstunden und den weiterführenden Schulen mit mehr als 100 Fehlstunden hervor.
Im Arbeitskreis Schulabsentismus im Kreis Höxter haben sich betroffene Institutionen und Einrichtungen zusammengeschlossen. Gemeinsam arbeiten sie an konkreten Maßnahmen, mit denen sie der Entwicklung im Kreis entgegenwirken wollen. So hat der Arbeitskreis beispielsweise einen Handlungsleitfaden für Fachkräfte von Schulen und Bildungseinrichtungen erarbeitet. Informationen zu diesem Leitfaden erhielten die Fachkräfte bei der Veranstaltung an der Gesamtschule in Brakel. Zu den Teilnehmenden zählten Vertreterinnen und Vertreter von Schulen, der Schulaufsicht, den städtischen Schul- und Ordnungsämtern, der Schulsozialarbeit, des Jugend- und Gesundheitsamtes und der Bezirksregierung Detmold.
Nach der Begrüßung durch Schulleiterin Sandra Florsch, informierte Bildungsexperte Professor Heinrich Ricking von der Universität Leipzig über Erklärungsansätze und Handlungsmöglichkeiten bei Schulabsentismus. Maria Komm vom Schulamt für den Kreis Höxter und Rabea Lausen von der Regionalen Schulberatung stellten den Handlungsleitfaden für den Kreis Höxter zum Umgang mit Schulvermeidung für die Lehr- und Fachkräfte vor. Die Möglichkeiten einer individuellen Fallberatung von interdisziplinären Teams, die die Schulen in Anspruch nehmen können, erläuterte Bettina Becker, Leiterin der Schule am Nicolaitor in Höxter, zusammen mit Carsten Schulz von der Regionalen Schulberatung. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion unter der Moderation von Dominic Gehle, Leiter der Abteilung Bildung und Integration, wurden Beispiele aus der Praxis vorgestellt und mit den Teilnehmenden diskutiert.
„Wir freuen uns sehr, dass so viele Akteure aus unterschiedlichen Fachbereichen und Institutionen zu unserem Fachtag gekommen sind und mit uns das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven und Fachrichtungen diskutiert haben. Gemeinsam können wir Strategien entwickeln, um möglichst vielen Kindern und Jugendlichen, Bildung und Teilhabe zu ermöglichen“, so Dominic Gehle.
Als Schulabsentismus gelten häufige und unentschuldigte schulische Fehlzeiten von Schülerinnen und Schülern. Dazu zählen Schulschwänzen, Schulangst, Schulphobie, schulische Überforderung und auch Unterforderung. Schulabsentismus ist ein ernstes Problem, das gravierende Folgen für Kinder und Jugendliche haben kann: mangelnder Schulerfolg, verfehlte Schulabschlüsse sowie eine zunehmende Schulunlust und sinkende Motivation – die Gründe sind so individuell wie die Kinder selbst.
Zum Arbeitskreis „Schulabsentismus“ im Kreis Höxter zählen die Abteilungen „Bildung und Integration“, „Schule und Kultur“, Sicherheit und Ordnung“, „Soziale Dienste“ sowie der Gesundheitsdienst des Kreises, die LWL Tagesklinik & Ambulanz Höxter, das Kolping Schulwerk, der Qualitätszirkel Psychotherapie Kreis Höxter, die Regionale Schulberatungsstelle für den Kreis Höxter, die Schulaufsicht des Kreises Höxter, Schulleitungen und Schulsozialarbeit aus dem Kreis Höxter.